Dank dem jahrzehntelangen Engagement für die Umwelt ist Swisscom heute zum nachhaltigsten Telekommunikationsunternehmen der Welt geworden. Bis 2025 beabsichtigt es, so lautet das interne Ziel, Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu erreichen. Zusätzlich will es einen positiven CO2-Beitrag leisten und zusammen mit den Kunden eine Million Tonnen pro Jahr einsparen. Für Lehner ist klar: «Die ICT-Branche verfügt über einen grossen Hebel, um CO2 zu reduzieren.»
Faktenbasiert und präzise
Gestützt auf dieses Know-how ist Swisscom mit Partnern daran, für Geschäftskunden ein umfassendes Angebot für Klimadienstleistungen aufzubauen und sie bei ihren Anstrengungen zu unterstützen, die Klimabilanz zu verbessern. Das Angebot ist modular aufgebaut. Es basiert auf den Kompetenzen von Swisscom im Bereich von Green ICT und datenbasierten Lösungen, wie die Arbeit mit komplexen Algorithmen. Kern des Modells ist die strategische Zusammenarbeit mit Partnern fürs Angebot von Softwareplattformen und einer Klimaberatung. Lehner ergänzt: «Heute basieren CO2-Fussabdruckanalysen noch weitgehend auf Umfragen und Modellen. Die datengestützte CO2-Fussabdruckanalyse hingegen ist faktenbasiert, daher viel präziser und bietet eine Grundlage für messbare Zielsetzungen und wiederkehrende Wirkungsmessung von ergriffenen Massnahmen.»
Im Bemühen um Dekarbonisierung und der Förderung von nachhaltigem Unternehmertum hat Swisscom schon einige Pilotkunden gewinnen können. Diese verfolgen als Unternehmen das Ziel, die Erhebung des Klima-Fussabdruckes zu verbessern und so das Festsetzen von ambitionierten Zielen und die Reduktion von CO2 zu erleichtern. Bei einem dieser Pilotkunden handelt es sich um die Erich Keller AG Innenausbau, Design und Technik aus Sulgen TG, die von der Swisscom Unterstützung bei der Sichtbarmachung der CO2-Emissionen erhält. Darüber hinaus zeigt Swisscom in Zusammenarbeit mit einem Partner im Rahmen einer Klimaberatung auf, wo bei der Firma, die Systemarbeitsplätze für den Börsen- und Devisenhandel, für Kommandozentralen, Leitstellen und Studios herstellt, CO2-Einsparungen möglich sind.
Erfolgreiches Pilotprojekt
Urs Mauchle, Mitinhaber und Verwaltungsratspräsident der Erich Keller AG, erklärt die Beweggründe, sich am Pilotprojekt zu beteiligen, mit der DNA: «Unsere Firma hat bereits 1997 ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 eingeführt – als eine der ersten Schweizer Schreinereien überhaupt.» Auch die energieeffiziente Gebäudeklimatisierung sei schon ähnlich lange eines der Hauptgeschäfte, bei dem man schon mehrmals mit Swisscom zusammengearbeitet habe. «Als wir von Swisscom für das Pilotprojekt angefragt wurden, haben wir, ohne zu zögern, zugesagt.» Denn trotz des langjährigen Engagements im Bereich Umweltmanagement habe die Firma bis vor kurzem noch kaum Erfahrung oder Kompetenz in der CO2-Bilanzierung gehabt. «Hier sind wir im Pilotprojekt bereits einen grossen Schritt weitergekommen», sagt Mauchle.
Zudem konnte die Erich Keller AG in rund drei Monaten eine provisorische CO2-Bilanz 2021 für ein Projekt zur Belieferung der Swisscom-Shops erstellen, die überraschend gut ausgefallen ist. Grundsätzlich möchte Mauchle für die Bilanzierung einen einfachen und pragmatischen Weg gehen können: «Dies soll sicherstellen, dass wir unsere Ressourcen in erster Linie zur Verbesserung der CO2-Bilanz verwenden und nicht primär zur Datenerhebung.» Interne und externe Daten wurden mit einem Softwaretool erfasst und ausgewertet. Einfach gestaltete sich dieser Prozess mit den internen Daten, die schon vorhanden waren. «Aufwendiger war hingegen die Datenerfassung bei speziellen, einmalig oder nur sporadisch bei Lieferanten bestellten Sonderteilen», ergänzt Mauchle. «Das war und ist eine Herausforderung.»
CO2-Firmenpolitik definieren
Mit Blick in die Zukunft will die Erich Keller AG die CO2-Bilanz zu einem fixen Bestandteil des Managementsystems weiterentwickeln und das bestehende Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 ergänzen. «Dazu gehört die Definition einer CO2-Firmenpolitik sowie deren Institutionalisierung, zum Beispiel mittels Softwareanpassungen des ERP-Systems zur automatisierten Datenerhebung», wie Urs Mauchle ausführt. Inhaltlich soll eine der nächsten Ergänzungen die Erfassung und Berechnung der CO2-Belastung sein, die aus dem Arbeitsweg der Mitarbeiter resultiert. Urs Mauchle fasst das Learning aus dem Pilotprojekt so zusammen: «Wir wollen mit der CO2-Bilanzierung möglichst rasch konzeptuell besser werden, sodass wir künftig noch genauer wissen, welches die effektivsten Stellhebel zur CO2-Einsparung sind. Darauf basierend, wollen wir dann weitere Massnahmen definieren.»
Mit den mit den Pilotkunden gemachten Erfahrungen beabsichtigt Swisscom, ihre Angebote breit auf den Markt zu bringen und ein Ökosystem mit verschiedenen Partnern aufzubauen. Das Angebot besteht grundsätzlich aus vier Komponenten. Als Basis für die Reduktion von CO2-Emissionen anerbieten sich Green-ICT-Lösungen wie Work Smart, Internet of Things (IoT) oder Cloud.
Um eine Klimabilanzierung zu ermitteln, braucht es eine unterstützende Softwarelösung als Service. Daran schliesst eine Beratungsleistung zur Erstellung einer nachhaltigen Klimastrategie an, die zusätzlich zertifiziert werden kann, um die Bemühungen auszuweisen. Die vierte Komponente betrifft die Datenintegration, damit zum Beispiel die Mobilität nachhaltiger und die Gebäudeeffizienz besser wird. Dabei wird für jeden Kunden eine massgeschneiderte Lösung erarbeitet, die sich modular zusammenstellen und ausbauen lässt.
Steigender Handlungsdruck
Durch die geopolitische Entwicklung hat sich die Lage für Unternehmen spürbar verändert. Dazu kommen zunehmend politische Regulierungen, die den Handlungsdruck verstärken, aber auch die Bereitschaft bei den Firmen zu Veränderungen vergrössern. In der heutigen Zeit kommt niemand mehr darum herum, sich mit Nachhaltigkeitsthemen wie CO2-Management und CO2-Ersparnis, Klimabilanz und Dekarbonisierung zu beschäftigen und nach Lösungen zu suchen. Urs Lehner sagt dazu unmissverständlich: «Es stellt sich nicht die Frage, ob ein Unternehmen in Nachhaltigkeit investiert, sondern wann.»
Diese Erkenntnis betrifft die gesamte Wirtschaft mit allen Grossunternehmen und KMU, denn die digitale Transformation ist schon in vollem Gange und lässt sich nicht mehr aufhalten. Schon wenige Massnahmen im Bereich von künstlicher Intelligenz, IoT- oder Cloud-Lösungen in Verbindung mit klimaeffizienten Rechenzentren bringen ungeahnte Resultate bei der Reduktion des ökologischen Fussabdrucks eines jeden Unternehmens in der Schweiz. Und nebst dem Optimierungspotenzial können oftmals auch wertvolle Erkenntnisse zur Gestaltung von neuen Geschäftsmodellen entstehen.