Bis jetzt gibt es keine zugelassenen Medikamente oder Therapien, die den Verfall der natürlichen Fruchtbarkeit aufhalten könnten. Einzig die Warnung: Rauchen, Übergewicht und zu viel Stress können die Fruchtbarkeit zusätzlich negativ beeinflussen.
Doch die versagenden Eierstöcke rücken langsam stärker ins Interesse der Forschung. Unter dem Stichpunkt «ovarielle Verjüngung» wurden in den vergangenen fünf Jahren diverse Studien publiziert. Um den Verlust von Eizellen zu verlangsamen oder gar die Bildung neuer Eizellen zu stimulieren, werden diverse Methoden erprobt.
Am wohl bekanntesten ist eine Behandlung mit «PRP», Platelet Rich Plasma. Das ist die Flüssigkeit, die vom Blut übrig bleibt, nachdem die roten Blutkörperchen durch Zentrifugieren entfernt worden sind. Das Blutplasma enthält unter anderem Wachstumsfaktoren. Also Signale des Körpers, die Zellen dazu anregen können, sich zu teilen. Dieses Blutplasma wird Patientinnen mit Fruchtbarkeitsproblemen in die Eierstöcke gespritzt, um dort die Bildung neuer Eizellen anzuregen.
Doch bis jetzt gibt es nur wenige Studien zur Wirksamkeit der Behandlung. Man habe noch nicht genug Daten, um den Einfluss von PRP-Injektionen auf die Rate an Schwangerschaften und Geburten abzuschätzen, sagt Dorothea Wunder. Noch empfehle sie die Behandlung deshalb in erster Linie im Rahmen von Studien.
Gefrorene Eizellen ermöglichen eine späte Schwangerschaft
Doch ganz hoffnungslos ist die Lage nicht. Denn da gibt es noch den «unnatürlichen» Weg. Die Möglichkeit, zumindest die Eizellen vor dem schonungslos fortschreitenden Alterungsprozess zu bewahren: das Einfrieren.
Bei dieser Behandlung – auch als «Social Freezing» bekannt – werden einer Frau reife Eizellen aus den Eierstöcken entnommen. Sie werden innerhalb weniger Sekunden auf minus 196 Grad heruntergekühlt und so gefroren gelagert. Zu einem späteren Zeitpunkt können die Eizellen dann für eine künstliche Befruchtung genutzt werden. Denn jüngere Eizellen versprechen bei Kinderwunschbehandlungen höhere Erfolgschancen als ältere.
Zehn Jahre lang darf man in der Schweiz die eingefrorenen Eizellen aufbewahren, in Deutschland gibt es keine zeitliche Begrenzung. Kliniken haben aber ihre eigenen Altersgrenzen, bis wann sie befruchtete Eizellen einsetzen. Das Höchstalter liegt meist zwischen 45 und 50 Jahren. Biologisch notwendig ist diese Grenze im Prinzip aber nicht. Mit der richtigen Hormonbehandlung und jungen Eizellen kann eine Frau auch nach dem Eintreten der Wechseljahre noch schwanger werden. Extreme Beispiele machen immer wieder Schlagzeilen. So wie letztes Jahr, als eine 70-jährige Frau in Uganda Zwillinge zur Welt brachte.
Die eingefrorenen Eizellen sind für die Frauen eine Art Versicherung. Sie sollen das Ende der Fruchtbarkeit zumindest um einige Jahre nach hinten verschieben. Doch diese Versicherung hat ihren Preis. Da sind einerseits die Kosten für die Behandlung, die Lagerung, die künstliche Befruchtung und das Einsetzen des Embryos. Leicht summiert sich all das zu zehntausend Franken und mehr. Und das, wenn alles gut klappt. Braucht es mehrere Anläufe bei der Entnahme der Eizellen oder dem Einsetzen des Embryos, steigen die Kosten noch weiter.
Dazu kommen die körperliche und die psychische Belastung. Denn damit eine gute Chance für ein Kind besteht, müssen mindestens 10, besser 20 bis 30 reife Eizellen entnommen werden. In einem normalen Zyklus reift aber nur eine einzige heran. Damit mehr Eizellen heranreifen, müssen die Frauen zur Hormonspritze greifen. Das kann Nebenwirkungen verursachen wie Schwindel, Hitzewallungen und Sehstörungen. In seltenen Fällen kann es zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen, die sogar lebensbedrohlich sein kann.
Die Entwicklung von Babys in einer künstlichen Gebärmutter ist denkbar
Doch zumindest dieser Teil der Behandlung könnte in Zukunft einfacher werden. Das sagt Brigitte Leeners, Reproduktionsmedizinerin am Universitätsspital Zürich. Dort forscht sie unter anderem daran, Eizellen ausserhalb des Körpers reifen zu lassen. Wenn das gelingt, könnte man Frauen die Hormonbehandlung ersparen und sicher mit nur einem Eingriff genügend Eizellen entnehmen. Potenziell könnte man sogar im Rahmen anderer Operationen, wie einer Blinddarmentfernung, vorsorglich Gewebe aus den Eierstöcken entnehmen und einfrieren. Die Eizellen stünden einer Frau dann jederzeit für eine künstliche Befruchtung zur Verfügung.