Ein weiterer Vorteil von Earthcare ist, dass er mehrere Messgeräte an Bord vereint, die früher auf verschiedene Satelliten verteilt waren. Das soll es ermöglichen, eine lokale Strahlungs- und Energiebilanz aufzustellen und mit zusätzlichen Messungen, etwa am Boden oder von anderen Satelliten, zu vergleichen.
Doch nicht nur den Klimaforschern liefert der Satellit nützliche Daten, sondern auch den Wetterprognostikern. Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage in Reading, England, hat bereits damit experimentiert, derartige Messdaten von Calypso und dem Wolkensatelliten Cloudsat einzubeziehen. Mit Earthcare soll das Vorhaben fortgesetzt werden – mit dem Ziel, die Prognosen genauer zu machen.
Schweizer Unternehmen stellten mehrere Bauteile her
Earthcare ist ein internationales Projekt, an dem auch Schweizer Firmen mitgewirkt haben. Zum Beispiel stammt der Hitzeschild des Satelliten von Beyond Gravity in Zürich. Thales Alenia Space Switzerland, ebenfalls aus Zürich, lieferte ein Element zur Wellenselektion – das ist die Schlüsseleinheit für das atmosphärische Lidargerät. Gebaut wurde der Satellit bei Airbus in Friedrichshafen am Bodensee.
Die Entwicklung von Earthcare hat 15 Jahre gedauert. Ursprünglich hätte er bereits 2013 ins All geschickt werden sollen, aber etliche Schwierigkeiten führten zu Verzögerungen. Es gab technische Probleme, die Kooperation der Partner erwies sich als anspruchsvoll, und schliesslich musste auch noch die Trägerrakete für den Start gewechselt werden – ursprünglich war eine russische Sojus-Rakete dafür vorgesehen gewesen. Darum wuchs das Budget immer weiter an. Inzwischen hat Earthcare die Europäer rund 800 Millionen Euro gekostet. Im Jahr 2011 waren noch weniger als 600 Millionen Euro veranschlagt worden.
Earthcare heisst der Satellit für die westlichen Partner. «Hakuryu», auf Deutsch «weisser Drache», ist hingegen der Name, den die japanische Raumfahrtagentur Jaxa gewählt hat. In der Tat besitzt der Satellit, betrachtet man ihn mit viel Phantasie, die Form eines Drachens, und eine weisse Tönung besitzt er wegen der Hitzeisolierung. Um Hakuryu in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, bereitete Jaxa eine Vorlage für eine traditionelle Papierfahne vor – mit einem Drachen darauf.