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Zwei Männer stehen an der E-nova 2024 vor einem ausgestellten E-Auto

An der E-nova 2024 wurden Neuheiten in der Elektromobilität vorgestellt. Bild: E-nova Mobility Experience

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Mobilität im Umbruch

Die Elektromobilität gilt als Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel, doch die Verkaufszahlen von Elektroautos stagnieren. Mobilitätsexperte Michael Brecht zeigt die Gründe dafür auf und erläutert, warum der Wandel weit über den reinen Wechsel zu Elektrofahrzeugen hinausgeht.

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Mobilität im Umbruch

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Die Frage, wie wir uns in Zukunft fortbewegen werden, steht im Zentrum der Debatte um nachhaltige Städte und Infrastrukturen. Trotz der Bedeutung von Elektromobilität als Schlüsselfaktor zur Reduktion von CO₂-Emissionen, stagnieren die Verkaufszahlen von Elektroautos. Michael Brecht kennt dieses Problem. Der Mobilitätsexperte und Verleger des MOTION Magazins beschäftigt sich seit Jahren mit Trends und Innovationen in der Mobilität. «Für mich ist Mobilität eine Art Grundrecht», erläutert Brecht beim Mittagessen an der Erlebnismesse rund um Zukunftsmobilität E-nova in Zürich. «Es ist ein Thema der Lebensqualität. Doch wir tendieren dazu, Mobilität und die Fortschritte in dem Bereich zu zerreden. Das führt zu einer negativen Stimmung.»

Elektroautos sind effizient, aber teuer

Brecht bezieht sich dabei auch auf die Stagnation in Verkauf von elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Die Gründe dafür sind für ihn klar: «Zum einen gibt es auf dem Markt derzeit noch sehr wenige kleine, günstige Elektroautos. Der Umstieg auf Elektromobilität ist für die Hersteller teuer. Es ist schwierig, preisgünstige Elektroautos anzubieten.» Dies habe auch Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt. «Es gibt kaum attraktive Occasion-Angebote», so Brecht. Ein weiteres Problem sei die Unsicherheit über den Zustand der Batterien. «Viele Privatkunden wissen nicht, wie gut die Batterie eines gebrauchten Fahrzeugs noch ist. Es gibt zwar Institutionen, die den Batteriezustand messen können, aber diese sind oft zu wenig bekannt.» Hinzu komme, dass viele Autohändler noch immer zögern, Elektroautos zu verkaufen. «Manche bevorzugen es, Verbrenner anzubieten, weil sie sich mit den herkömmlichen Motoren besser auskennen.»

Portätbild von Michael Brecht

Michael Brecht, Mobilitätsexperte und Verleger des MOTION Magazins

Auch die Politik sieht der Mobilitätsexperte in der Verantwortung. «Es fehlen klare Richtlinien, was zu Verunsicherung führt», kritisiert Brecht. Diese Unsicherheit hemme den Fortschritt. Für ihn ist jedoch klar: Elektromobilität wird in der Zukunft zunehmend an Bedeutung gewinnen. «Studien zeigen, dass elektrische Antriebe nicht nur die effizientesten, sondern auch die nachhaltigsten sind – trotz der Diskussion um die Entsorgung der Batterien. Die Menschen brauchen daher verlässliche Vorgaben und Sicherheit, die aus wissenschaftlicher Sicht bereits vorhanden sind.»

«Mobilität muss als ganzheitliches Thema verstanden werden, das inklusiv ist.»

Die Mobilitätswende beinhalte aber nicht nur die Umstellung auf elektrische Antriebe. «Mobilität muss als ganzheitliches Thema verstanden werden, das inklusiv ist», sagt Brecht. «Wenn wir alle auf E-Autos umsteigen, dann ist uns im urbanen Leben nicht gedient. Wir hätten genauso wenig Platz und genauso viel Stau wie bisher.» Daher sei die Mobilitätswende nicht eine reine Antriebswende. Es gehe vielmehr um die Sensibilisierung gegenüber der eigenen Mobilität: «Jüngere Zielgruppen machen das grossartig vor, in dem sie sich fragen ‘welches Angebot gibt es für mich, um mein Auto stehen zu lassen oder erst gar keines zu besitzen.’»

Doch Brecht ist sich auch der sozialen Herausforderung bewusst. Vor allem aufgrund der schweren Verfügbarkeit von preiswerten E-Autos. «Das gleiche gilt auch für Sharing Modelle. Ich finde diese Modelle grossartig, weil sie es ermöglichen ohne Anschaffungskosten ein Fahrzeug nach Bedarf zu verwenden. Aber viele Sharing Modelle sind relativ teuer. Insofern werden gewisse Zielgruppen ausgegrenzt.»

Die Schweiz als Vorzeigeland

Nachdem er in London und Australien gelebt hat, wohnt Brecht heute in München. Die Stimmung gegenüber der mobilen Transformation unterscheide sich von Land zu Land. Dabei sei vor allem ein Aspekt entscheidend: «Es steht und fällt eigentlich immer mit der Vernetzung des Öffentlichen Verkehrs», sagt Brecht. «Da sind die Schweizer Städte wie Zürich zum Beispiel mit einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet. Doch muss es gelingen, auch für die sogenannte ‘letzte Meile’ Angebote zu schaffen. Also für das letzte Stück Weg von Menschen, die nicht in der Stadt leben und ohne ein Verbrennerfahrzeug nach Hause kommen möchten.»

Die Schweiz könnte laut Brecht dabei als Vorzeigeland fungieren. «Die Schweiz hat mehrere Vorteile für eine mobile Transformation. Einerseits ist das Land nicht allzu gross. So ist die Distanz zwischen St. Gallen bis Genf zum Beispiel mit allen Batteriegrössen, die heute auf dem Markt verfügbar sind, wunderbar erreichbar.» Zudem sei die Schweiz wohlhabend und sehr innovativ. «Es gibt eine exzellente Hochschullandschaft mit Foschungsfacilitäten, dadurch fällt es leichter, Innovationen umzusetzen.»

E-nova: Mobilität zum Anfassen

Als Journalist und Verleger des MOTION Magazins versteht sich Brecht als Aufklärer in diesem Wandel. «Es braucht eine gute und transparente Kommunikation, um Innovationen voranzutreiben und die Gesellschaft dabei mitzunehmen», sagt er. «Unser Ziel muss sein, dass die Menschen verstehen, dass es kein Stress ist, dem wir sie aussetzen, sondern, ein nachhaltiger Wandel, der letztlich dafür sorgt, dass die nächsten Generationen mit einer globalen Erderwärmung umgehen können.»

Brecht zufolge müsse man vor allem auch den Skeptikern, besser aufzeigen, was bei der mobilen Transformation geschehe und sie nicht nur vor Tatsachen stellen. «Das Thema ist sehr komplex. Wir müssen es erklären und erlebbar machen.» Die E-nova sei ein wunderbares Beispiel dafür. «Innovationen in der Mobilität anfassbar zu machen ist genau das, was wir jetzt brauchen.» Er kenne niemanden, der von einem elektrisch betriebenen Fahrzeug wieder zu einem Verbrenner wechseln würde. «Das verdeutlicht, dass Elektromobilität eine Erfahrungsgeschichte ist und die Menschen dies selbst erleben müssen.»

Menschen gehen bei schönem Wetter durch das Messegelände der E-nova 2024

Die E-nova 2024 legte einen Fokus auf Neuheiten im Bereich der Mikromobilität. Bild: E-nova Mobility Experience

Dies beziehe sich aber nicht nur auf elektrobetriebene Personenfahrzeuge. An der E-nova wurden viele Neuheiten im Bereich der Mikromobilität vorgestellt, die ebenfalls mit Strom betrieben werden. «Mikromobilitätslösungen sind immer Teil von urbaner Mobilität und davon bin ich ein grosser Fan», sagt Brecht. «2050 werden ungefähr 70 Prozent der Menschen in Städten leben, hinzu kommen diejenigen, die in die Städte pendeln, um zu arbeiten. Der Effekt, der sich über urbane Mikromobilitätslösungen – erreichen lässt, ist wahrscheinlich der grösste Hebel, im Rahmen eines Mobilitätswandels. Deshalb fand ich die Fokussierung auf Mikromobilitätsfahrzeuge an der E-nova grossartig.»

Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag der E-nova Zürich erstellt.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur
11 - Nachhaltige Städte und Gemeinde
13 - Massnahmen zum Klimaschutz

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