Die Mobilitätswende beinhalte aber nicht nur die Umstellung auf elektrische Antriebe. «Mobilität muss als ganzheitliches Thema verstanden werden, das inklusiv ist», sagt Brecht. «Wenn wir alle auf E-Autos umsteigen, dann ist uns im urbanen Leben nicht gedient. Wir hätten genauso wenig Platz und genauso viel Stau wie bisher.» Daher sei die Mobilitätswende nicht eine reine Antriebswende. Es gehe vielmehr um die Sensibilisierung gegenüber der eigenen Mobilität: «Jüngere Zielgruppen machen das grossartig vor, in dem sie sich fragen ‘welches Angebot gibt es für mich, um mein Auto stehen zu lassen oder erst gar keines zu besitzen.’»
Doch Brecht ist sich auch der sozialen Herausforderung bewusst. Vor allem aufgrund der schweren Verfügbarkeit von preiswerten E-Autos. «Das gleiche gilt auch für Sharing Modelle. Ich finde diese Modelle grossartig, weil sie es ermöglichen ohne Anschaffungskosten ein Fahrzeug nach Bedarf zu verwenden. Aber viele Sharing Modelle sind relativ teuer. Insofern werden gewisse Zielgruppen ausgegrenzt.»
Die Schweiz als Vorzeigeland
Nachdem er in London und Australien gelebt hat, wohnt Brecht heute in München. Die Stimmung gegenüber der mobilen Transformation unterscheide sich von Land zu Land. Dabei sei vor allem ein Aspekt entscheidend: «Es steht und fällt eigentlich immer mit der Vernetzung des Öffentlichen Verkehrs», sagt Brecht. «Da sind die Schweizer Städte wie Zürich zum Beispiel mit einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet. Doch muss es gelingen, auch für die sogenannte ‘letzte Meile’ Angebote zu schaffen. Also für das letzte Stück Weg von Menschen, die nicht in der Stadt leben und ohne ein Verbrennerfahrzeug nach Hause kommen möchten.»
Die Schweiz könnte laut Brecht dabei als Vorzeigeland fungieren. «Die Schweiz hat mehrere Vorteile für eine mobile Transformation. Einerseits ist das Land nicht allzu gross. So ist die Distanz zwischen St. Gallen bis Genf zum Beispiel mit allen Batteriegrössen, die heute auf dem Markt verfügbar sind, wunderbar erreichbar.» Zudem sei die Schweiz wohlhabend und sehr innovativ. «Es gibt eine exzellente Hochschullandschaft mit Foschungsfacilitäten, dadurch fällt es leichter, Innovationen umzusetzen.»
E-nova: Mobilität zum Anfassen
Als Journalist und Verleger des MOTION Magazins versteht sich Brecht als Aufklärer in diesem Wandel. «Es braucht eine gute und transparente Kommunikation, um Innovationen voranzutreiben und die Gesellschaft dabei mitzunehmen», sagt er. «Unser Ziel muss sein, dass die Menschen verstehen, dass es kein Stress ist, dem wir sie aussetzen, sondern, ein nachhaltiger Wandel, der letztlich dafür sorgt, dass die nächsten Generationen mit einer globalen Erderwärmung umgehen können.»
Brecht zufolge müsse man vor allem auch den Skeptikern, besser aufzeigen, was bei der mobilen Transformation geschehe und sie nicht nur vor Tatsachen stellen. «Das Thema ist sehr komplex. Wir müssen es erklären und erlebbar machen.» Die E-nova sei ein wunderbares Beispiel dafür. «Innovationen in der Mobilität anfassbar zu machen ist genau das, was wir jetzt brauchen.» Er kenne niemanden, der von einem elektrisch betriebenen Fahrzeug wieder zu einem Verbrenner wechseln würde. «Das verdeutlicht, dass Elektromobilität eine Erfahrungsgeschichte ist und die Menschen dies selbst erleben müssen.»