Die Ansage der Wissenschaft ist eindeutig: Wenn wir die globale Erwärmung – entsprechend dem Pariser Klimaabkommen – auf maximal 1,5 Grad begrenzen wollen, müssen die globalen Treibhausgasemissionen unverzüglich eingedämmt, bis 2030 halbiert und bis spätestens 2050 auf Netto-Null gesenkt werden. Gefordert ist das Engagement jedes Einzelnen, und auch der Wirtschaft. Um insbesondere Unternehmen dabei zu unterstützen, einen effektiven und glaubwürdigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, hat der World Wide Fund For Nature (WWF) vor zwei Jahren einen «Fit für Paris»-Leitfaden veröffentlicht. Er rückt die schnelle, tiefgreifende Reduktion aller Treibhausgasemissionen in den Mittelpunkt. Tenor: Es reicht nicht, wenn Firmen sich zum Netto-Null-Ziel nur bekennen; sie müssen auch eigene Klimastrategien entwickeln, um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen und sich darüber hinaus aktiv für Klimaschutz einsetzen. Worauf es dabei ankommt? Der WWF hat dazu konkrete Empfehlungen formuliert, zusammengefasst in vier zentralen «Bausteinen»:
1. Transparente Klimabilanz
Vollständige Transparenz ist entscheidend für die Bemühungen von Unternehmen, ihren CO2-Fussabdruck zu verringern. Ohne eine genaue Bilanzierung der Treibhausgasemissionen kennen sie weder ihre Ausgangsbasis, noch können sie konkrete Reduktionsziele festlegen oder ihre Fortschritte messen und bewerten. Ein vollständiges, jährlich zu aktualisierendes Treibhausgasinventar ist darum die Grundlage jeder Klimastrategie. Es sollte sich nach dem globalen Standard «Greenhouse Gas Protocol» richten und alle direkten und indirekten Treibhausgasemissionen umfassen (Scope 1-3). Auch Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (Scope 3), also etwa auf Seiten von Zulieferern und Händlern, liegen im Einflussbereich eines Unternehmens, sie machen meistens sogar den Löwenanteil der Emissionen aus.
«Ein Nachfolgemodell der CO2-Kompensation für zusätzliche Klimafinanzierung ist dringend nötig. Im WWF Leitfaden ‚Fit for Paris‘ erhalten sie Empfehlungen, wie eine glaubwürdige und umfassende Klimastrategie aussehen kann.» Lene Petersen, Klimaschutzexpertin WWF Schweiz
Auf Grundlage einer gesicherten Datenbasis sollten Unternehmen ihr Emissionsniveau, ihre Ziele sowie bereits ergriffene und zukünftige Massnahmen im Rahmen der regulären Berichterstattung offenlegen. So entgehen sie der «Greenwashing»-Falle und schaffen es, Vertrauen bei den Stakeholdern aufzubauen.
2. Reduktion der Treibhausgasemissionen
Angesichts der rasant fortschreitenden Klimaerwärmung ist eine schnelle, tiefgreifende Dekarbonisierung der Wirtschaft zentral. Unternehmen sollten sich konkrete, wissenschaftsbasierte Ziele auf einem 1.5-Grad-Absenkpfad setzen. Die internationale «Science Based Targets initiative» (SBTi) liefert dazu strikte Vorgaben. Die Zielsetzung umfasst immer auch Zwischenziele über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren und kann durch langfristige Netto-Null-Ziele ergänzt werden. Die schrittweise Umsetzung sollte einem klaren Fahrplan, einer „Dekarbonisierungs-Roadmap“ folgen. Für Unternehmen geht es um viel: Sie stehen schon jetzt unter erheblichem Druck von Politik, Investoren und Konsumenten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dieser Druck wird in Zukunft noch zunehmen. Betriebe, die sich schon jetzt beherzt auf den Weg zu Netto-Null machen, gewinnen einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, die die Transformation zu einer emissionsarmen Wirtschaft nur zögerlich angehen.