Der Silberstreifen am Horizont: Es hätte schlimmer sein können. Der Zuwachs der grünen Energietechnologien hat das Wachstum der Emissionen zumindest gebremst. Laut der Analyse konnten so 2,6 Milliarden Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden.
Air-Conditioning allein verursacht heute rund 3 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, laut Hochrechnungen von Our World in Data. Ein Problem dabei ist die Ineffizienz der meisten verkauften Klimaanlagen. Laut IEA-Daten sind die Geräte im Durchschnitt ein Drittel weniger effizient als die leistungsstärksten Modelle auf dem Markt – und das in allen Regionen der Welt. Es braucht also verschärfte Bemühungen, die Effizienz und Umweltfreundlichkeit der Geräte zu verbessern.
Ein offensichtlicher Hebel sind politisch vorgegebene Effizienz-Standards und -Labels. In der EU existieren diese bereits – und zeigen Wirkung. Auch Kältemittel mit niedrigem Treibhauspotenzial und verbesserte Technologien zur Verdichtung der Anlagen sind wichtige Schritte. Zudem ist es wichtig, die Dämmung von Häusern zu verbessern, damit die Kühle überhaupt im Inneren gespeichert werden kann und nicht sofort wieder verfliegt. Sonst treffen ineffiziente Klimaanlagen auf ineffiziente Gebäude.
Dabei müsse die Wahl für ein effizienteres Gerät nicht automatisch mehr Geld kosten, so die IEA-Analyse. Ein Gerät mit höherem Wirkungsgrad hilft dabei, die Stromrechnung zu senken; Marktdaten zeigen, dass die Wahl einer effizienteren Klimaanlage nach entsprechender Betriebsdauer sogar zu Einsparungen führen kann.
Trotz allem: Die Emissionen werden laut Hochrechnungen infolge der steigenden Temperaturen bis 2050 wohl nur weiter steigen. Eine wachsende Mittelschicht möchte nicht länger schwitzen und befeuert die Nachfrage nach Klimaanlagen.
Genau hier liegt auch das gesellschaftspolitische Dilemma. Denn will man das CO2-Problem der Klimaanlagen in den Griff bekommen, muss es gelingen, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen dem Anspruch, komfortabel zu leben, und dem Wunsch, die Emissionen zu reduzieren.
4. Eine Zukunft ohne Klimaanlage ist nicht möglich, aber es gibt Alternativen
Sollten wir die Klimaanlage nun also lieben oder doch hassen? «Beides», sagt Salmaan Craig, ein Professor an der Universität von Los Angeles. Denn die Klimaanlage erlaubt es, trotz Hitze produktiv zu sein, zu denken und zu arbeiten, und rettet während Hitzewellen Menschenleben.
Die Klimaanlage sei eine grossartige Erfindung gewesen, sagt Craig. Gleichzeitig sei sie aber auch «ein Notpflaster geworden». Die Existenz der Klimaanlage hat unser Verhalten und Erwartungen geformt, wie wir mit der Hitze leben und welche Wärmegrade überhaupt akzeptabel sind. «Das ist der springende Punkt», sagt Craig.
Er sieht unter anderem in Innovationen von Materialien, etwa beim Wandbau oder Dachbelägen, grosses Potenzial, Häuser künftig zu kühlen, indem sie selbst bei direkter Sonneneinstrahlung Wärme abstrahlen.