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Ist Tourismus aus den Rudern gelaufen?
Produktion & Konsum

Ist Tourismus aus den Rudern gelaufen?

Acht Millionen Besucher strömen jährlich durch die Lagunenstadt Venedig, belasten die Umwelt und treiben die Preise in die Höhe. Das Phänomen ist jedoch weitreichend: Schweizer Nationalparks, sommerliche Seeufer, idyllische Alpentäler, kulturreiche Städte – sie alle ächzen unter Touristenströmen. Hinzu kommt die massive Umweltbelastung durch den Verkehr. Ist es an der Zeit, den Tourismus zu zügeln?

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Schon längst geht es nicht mehr um die kulturelle Bereicherung

Die Touristenzahlen müssen runter, der Umwelt zu liebe

Destinationen sind auch Naturdestinationen. Umweltschutz muss im Tourismus höchste Priorität haben – nicht zuletzt ist es gerade eine bestimmte Kulisse, die ein Ort zur Destination macht. Genau diese Kulisse ist aber besonders bedroht. Weniger Touristen bedeuten weniger Abfall, weniger Bodenerosion und geringere Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Nur so können Ökosysteme erhalten bleiben.

Die kulturelle Integrität beibehalten. Mit dem Tourismus kommt der Kommerz: McDonald’s an jeder Ecke, Plastikschrott in jedem Souvenirshop. Langfristig zerstört das die lokale Wirtschaft – auch wenn die zu Beginn oft davon profitiert. Die Beschränkung des Massentourismus erlaubt es den lokalen Gemeinschaften, ihre kulturelle Identität zu bewahren. Wenn Touristenströme zu gross werden, schadet das dem traditionellen Leben vor Ort und macht die Destination nicht mehr besuchenswert.

Nachhaltigkeit bringt neues Leben. Etliche Destinationen ruhen sich auf jahrhundert-alten Schätzen aus: Rom lebt von den Römern, Paris von der Architektur. Wird der Tourismus eingeschränkt, so zwingt es Destinationen dazu, sich auch neu zu erfinden und nachhaltigere Praktiken einzuführen. Qualitativ hochwertiger, erlebnisreicher und umweltfreundlicher Tourismus steht dann im Vordergrund.

Verdrängung der Einheimischen. Noch ist die Airbnb-Bubble nicht geplatzt, doch etliche Destinationen kämpfen mit Wohnungsknappheit und explodierenden Immobilienpreisen. Dazu kommen steigende Lebenserhaltungskosten und Arbeitsplatzmangel – beides verdrängt einheimische Bewohner aus den beliebten Städten. Tourismuskontingente könnten für Balance sorgen und eine gewisse Normalität wiederherstellen. So werden auch die Einheimischen wieder freundlicher.

Tourismus muss man nicht stoppen, sondern steuern

Ohne Tourismus bricht das Leben zusammen

Einem geschenkten Gaul… Der Tourismus ist die entscheidende (und oftmals einzige) Einnahmequelle für viele Regionen weltweit. Er schafft Arbeitsplätze, fördert das Wirtschaftswachstum und bringt dringend benötigten Wohlstand für lokale Gemeinschaften. Ohne Alternative bleibt der lokalen Bevölkerung meist nichts – ausser der Wilderei bedrohter Tiere oder Abholzung fragiler Wälder. Und genau davon wollte man durch den Tourismus ja weg.

Reisen führt zu kultureller Bereicherung. Der Tourismus fördert den kulturellen Austausch und das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen und Nationen. Er ermöglicht es den Menschen, verschiedene Lebensweisen und Traditionen kennenzulernen. Auch bei ignoranten Touristen bleibt meistens etwas hängen. Auch wenn es nur die Wertschätzung dieser anderen Kultur ist.

Die Infrastruktur profitiert. Nicht nur der lokalen Wirtschaft kommt Tourismus zu gute. Einnahmen können in die Verbesserung der Infrastruktur investiert werden, insbesondere in ländlichen oder weniger entwickelten Gebieten. Das bedeutet konkret Strassen, Flughäfen, medizinische Einrichtungen und aktiver Naturschutz können von touristischen Investitionen profitieren.

Der gebildete und sensibilisierte Reisende. Auch wenn derzeit noch viel zu tun ist - Tourismus bietet eine grossartige Gelegenheit zur Bildung und Sensibilisierung, gerade in Umweltthemen. Menschen, die die Schönheit der Natur und kulturelle Vielfalt erfahren, sind oft eher bereit, sich für Umweltschutz und den Erhalt von Kulturerbe einzusetzen. Genau hier sollten vielbesuchte Destinationen ansetzen. Anstatt die Touristen zu verbannen, sollten sie aktiv für den Schutz der Ökosysteme gewonnen werden.

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