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Porträtaufnahme von Simone Nägeli. Sie lächelt in die Kamera; grauer Hoodie mit «Acker»-Logo, Backsteinwand im Hintergrund.
Porträtaufnahme von Simone Nägeli. Sie lächelt in die Kamera; grauer Hoodie mit «Acker»-Logo, Backsteinwand im Hintergrund.

Simone Nägeli sieht sich als Übersetzerin zwischen Schule, Gemeinde und Zivilgesellschaft. Mit «Acker Schweiz» hat sie bereits über 100 Schulgärten aufgebaut. Bild: pd

Sustainable Shapers Knowledge & Opinion

Bildung, die wächst: Dank Simone Nägeli wird Nachhaltigkeit zur Routine

Mit dem Schulacker erhebt Nägeli einen Lernraum für Biologie, Organisation und Initiative zum Standard. So können Schulen neue Wege entdecken, Naturbildung in den Alltag zu integrieren – und gleichzeitig ihre Rolle neu denken.

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Bildung, die wächst: Dank Simone Nägeli wird Nachhaltigkeit zur Routine

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Mit Simone Nägeli an der Seite wünscht sich so mancher Erwachsene, er wäre noch einmal Schulkind. Nägeli ist Co-Geschäftsleiterin von Acker Schweiz und treibt mit der GemüseAckerdemie ein Bildungsprogramm voran, das Naturkenntnis nicht nur erklärt, sondern in und vor dem Klassenzimmer erlebbar macht: säen, jäten, giessen, ernten – und verstehen, woher Lebensmittel stammen. Die Idee ist schlicht und deshalb wirksam. Ein Schulacker vor der Tür ersetzt das Lehrmittel im Klassenzimmer. Was die Lehrperson in den Lehrplan einbettet, passiert draussen. Jahreszeiten und der Klimawandel werden spürbar, Biodiversität sichtbar und der Umgang mit Lebensmittelabfällen gelehrt. Nägeli insistiert zudem auf Regelmässigkeit: über Monate hinweg, in Teams, mit klaren Rollen. So lernt eine Klasse nicht nur Biologie, sondern Organisation und nicht zuletzt Verantwortung.

Dass sie diesen Weg mit Hartnäckigkeit verfolgt, hat mit ihrem Rollenverständnis zu tun. Nägeli sieht sich als Übersetzerin zwischen Schule, Gemeinde und Zivilgesellschaft. Die von ihr gegründete Organisation «Acker Schweiz» verhandelt mit Hausdiensten und Schulleitungen, aktiviert Elternräte, koordiniert Freiwillige. Vor Ort bedeutet das: Beete anlegen, Material und Saatgut bereitstellen, Lehrpersonen schulen und begleiten, Ernten verarbeiten – vom Salat in der Mensa bis zur Suppe fürs Schulhausfest. Was einfach aussieht, ist in Wahrheit Projektmanagement auf kleinem Raum.

«Wo die Natur fehlt, ist es auch schwierig, mit ihr in Kontakt zu kommen oder sich als Teil davon zu fühlen.»

Simone Nägeli

Öffentlich sichtbar wurde diese Arbeit auch abseits der Schulhöfe. Nägeli war 2022 Protagonistin in der SRF-Serie «Team F – für die Zukunft». In Netzwerken der Nachhaltigkeitsszene ist sie seither eine gefragte Gesprächspartnerin, wenn es um Ernährungsbildung und Partizipation geht.

2025 erhielt Nägeli den Sustainable Shapers Award – eine Auszeichnung, die Engagement sichtbar macht und Alltagsarbeit adelt. Für sie zeichnet der Award aber nicht nur ihr eigenes Engagement aus: «Natürlich bin ich stolz, dass wir schon so viele Kinder erreichen und über 100 Schulgärten aufgebaut haben. Und es freut mich, dass wir mittlerweile ein Team von 14 Personen beschäftigen können. Aber das ist nur möglich, weil meine Mitgründer und alle Menschen, die wir auf dem Weg dazugeholt haben, auch immer so viel Herzblut hineingesteckt haben – und es immer noch tun.»

Simone Nägeli verlagert mit der «GemüseAckerdemie» den Unterricht vom Klassenzimmer ins Beet. Bild: pd

Was Kinder heute über Böden, Saisonalität und Ressourcenkreisläufe lernen, entscheidet darüber, wie sie morgen konsumieren – und wie die Bevölkerung über öffentliche Räume nachdenkt. Auch dort will Nägeli mit ihrer Arbeit ein Umdenken einleiten: «Generell finde ich es superwichtig, dass naturnahe Flächen in der Raumplanung einen höheren Stellenwert erhalten. Denn wo die Natur fehlt, ist es auch schwierig, mit ihr in Kontakt zu kommen oder sich als Teil davon zu fühlen.»

Nägeli rückt Nachhaltigkeit aus der Moraldebatte in den Alltag. Sie zeigt, dass Schulen ein Ort sein können, an dem Zukunft praktisch wird. Das hat etwas Entlastendes: Niemand muss perfekt sein, aber alle können anfangen. Nägelis Arbeit ist kein grosses Versprechen. Sie ist eine verlässliche Einladung, draussen anzufangen.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

2 - Kein Hunger
4 - Hochwertige Bildung
12 - Verantwortungvoller Konsum und Produktion

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