Finanziert werden diese Projekte aus dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF), dem das Stimmvolk im Jahr 2017 zugestimmt hat. Dieser ist durch die Nutzer und Nutzerinnen finanziert – und wird durch den Zuschlag auf die Mineralölsteuer, die Autobahnvignette, die Automobilsteuer und in der Regel zehn Prozent der Mineralölsteuer gespeist. Aus diesem Topf finanziert der Bund den Betrieb, den Unterhalt und den Ausbau des Autobahnnetzes. Er legt dem Parlament alle vier Jahre einen Ausbauschritt vor, ähnlich wie bei der Bahn. Bis 2030 will der Bund rund 12 Milliarden Franken in Bauprojekte investieren. Die Gelder im NAF sind zweckgebunden.
Darum ist die Vorlage von Bedeutung
Die Nationalstrassen sind das Rückgrat des Strassenverkehrs, obwohl sie lediglich knapp drei Prozent des Netzes ausmachen. Auf diesen werden gemäss Zahlen des Astra gut 41 Prozent der privaten Strassenfahrten sowie 70 Prozent des Strassengüterverkehrs abgewickelt. Trotz grossen Investitionen erfolgt nur etwa ein Viertel des Personenverkehrs in der Schweiz auf der Schiene.
Auf den Nationalstrassen sind heute mehr als doppelt so viele Fahrzeuge unterwegs wie 1990. Ein Treiber ist das starke Wachstum der Bevölkerung. In der Folge kommt es bei den Nadelöhren vermehrt zu Staus. Das belastet die betroffene Wirtschaft und Bevölkerung. Autos und Lastwagen weichen teilweise auf das nachgelagerte Strassennetz aus, was Lärm verursacht und das Unfallrisiko erhöht. Die hohe Auslastung bestimmter Autobahnabschnitte erschwert es zudem, den Unterhalt vorzunehmen. Die geplanten Tunnels in St. Gallen und Schaffhausen sollen es auch erleichtern, bestehende Röhren zu sanieren.
Die sechs Erweiterungen, die zur Abstimmung stehen, lösen nicht alle Verkehrsprobleme. Aber sie bringen auf den fraglichen Autobahnabschnitten punktuelle Entlastungen. Die Projekte befinden sich weitgehend in Städten oder nahe den Agglomerationen, wo der Handlungsdruck gross ist. Ein Nein zum Ausbauschritt würde die Erweiterung des Nationalstrassennetzes um Jahre zurückwerfen.
Das sind die Argumente der Gegner
Die Gegner argumentieren, der Autobahnausbau sei masslos. Neue Strassen führten nur kurzfristig zu einer Entlastung. Die zusätzlichen Kapazitäten würden Anreize für noch mehr Verkehr schaffen. Nach wenigen Jahren würden neue Staus entstehen. Zudem sei der Strassenverkehr der grösste Verursacher der Schweizer CO2-Emissionen. Mit dem Ausbau der Autobahnen nehme das Verkehrsaufkommen sogar zu. Angesichts der Klimakrise sei dies unhaltbar. Schon heute leide rund eine Million Menschen in der Schweiz unter einer zu hohen Lärmbelastung. Mehr Verkehr bedeute aber noch mehr Lärm.
Zudem kritisieren die Gegner, der Autobahnausbau fördere die Zersiedelung und zerstöre Natur- und Kulturland. Bei einem grossen Teil handle es sich um wertvolle Fruchtfolgeflächen und Wald. In tangierten Gemeinden gebe es Widerstand gegen den Ausbau, weil die Dörfer von zusätzlichem Verkehr überrollt würden. Statt des Autoverkehrs müsse die Schweiz den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr stärker fördern.
Das sind die Argumente der Befürworter
Die Befürworter argumentieren, dank den Ausbauprojekten werde der Verkehr sicherer und flüssiger. Die Ausbauten sollen zu weniger Staus führen. Die überlasteten Autobahnen verursachten pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten von rund 1,2 Milliarden Franken. Deshalb brauche es gezielte Massnahmen wie zusätzliche Spuren und neue Tunnels. Dank den Ausbauten müsse der Verkehr bei Unterhaltsarbeiten oder Unfällen nicht mehr in die Gemeinden und Wohnquartiere ausweichen. Diese würden entlastet. Das schaffe auch Raum, um Fuss- und Velowege sowie den öffentlichen Verkehr auszubauen.
Die Befürworter verweisen zudem darauf, dass zuverlässig funktionierende Autobahnen die Sicherheit erhöhten. Benötigte Flächen, die für die Landwirtschaft besonders wichtig seien, würden kompensiert. Die Ausbauten würden den Bundeshaushalt nicht zusätzlich belasten, da sie über den NAF finanziert würden. Die Strasse und die Schiene dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sie würden sich gegenseitig bedingen.