Dass nachhaltige Materialien durchaus attraktiv sein können, weiss auch Bettina Angerer, Maschinenbauingenieurin und Modulleiterin in der Vorentwicklung Innenausstattung bei der BMW Group. Für sie ist Nachhaltigkeit die Basis für die Fahrzeugentwicklung. Ihr Ziel: die Entwicklung nachhaltiger Elemente im Innenraum, die begeistern.
Im folgenden Interview erzählt Bettina Angerer, was sie als Ingenieurin bei der Entwicklung nachhaltiger Materialien motiviert, was notwendig ist, um echte Veränderungen voranzutreiben, und wie das Thema Nachhaltigkeit sie auch privat beschäftigt.
Bettina Angerer, was muss man sich vorstellen, wenn der Fahrzeuginnenraum nachhaltig werden soll? Eine minimalistische, graubraune Jute-Ausstattung?
Bettina Angerer: Nein, ganz bestimmt nicht! Es geht nicht um Verzicht – nachhaltige Materialien sind cool! Sie müssen auch attraktiv sein, damit die Kunden sie kaufen. Es gibt aus heutiger Sicht zwei Wege, die Bauteile im Fahrzeug nachhaltig zu machen. Der eine Weg sind Monomaterialien. Das heisst, wir fertigen Bauteile aus nur einem Material, die dann wiederverwertet werden können. Der andere Weg führt über nachwachsende Rohstoffe. Beide Wege haben ihre Berechtigung, da gibt es kein richtig oder falsch.
Also auf verschiedenen Wegen zur maximalen Nachhaltigkeit im Produkt – ist das Ihr Ziel?
Angerer: Ich möchte ein Fahrzeug anlaufen sehen, das begeistert und nur nachhaltige Elemente im Innenraum enthält. Und für die Entwicklung dieser Bauteile war ich mit verantwortlich. Das ist mein Ziel. Noch vor ein paar Jahren haben wir Ingenieure uns meist mit „höher, weiter, schneller“ beschäftigt, mit Effizienz für Produkt und Prozess. Heute ist der Fokus anders. Wie erhalten wir Energie? Wie schaffen wir einen Kreislauf? Wie machen wir es nachhaltig? Ich bin mit Herz und Seele Ingenieurin – und das sind die Fragen, die mein Ingenieurherz bewegen. Für die Antworten müssen wir umdenken. Nachhaltigkeit muss von Anfang an die Basis sein: Wir gestalten grossartige, sehr begehrenswerte Produkte. Und die sind ganz natürlich, ganz selbstverständlich nachhaltig. Es motiviert mich total, Nachhaltigkeit aus der Öko-Ecke zu holen. Wir sind Premium – auch in Sachen Nachhaltigkeit. Daneben gibt es für mich noch einen zweiten Antrieb: Meine neunjährige Tochter soll auch als Erwachsene die Natur so erleben und geniessen dürfen, wie ich sie heute erleben darf. Für die Kombination aus diesen beiden Zielen kann ich meine ganze Leidenschaft aufbringen. Diese Leidenschaft ist mein Motor. Dann bin ich mit vollem Herzen dabei und richtig gut.