Für einen global agierenden Automobilkonzern wie die BMW Group mit einem internationalen Liefernetzwerk spielen beide Aspekte oft ineinander. Zum Beispiel beim Bezug von Rohstoffen wie Seltenen Erden oder Cobalt, die oft im Ruf stehen, unter problematischen Bedingungen gefördert zu werden.
Compliance und die Achtung der Menschenrechte sind für den bayerischen Automobilhersteller deshalb ein fester Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie. Dass diese auf allen Ebenen der Lieferkette eingehalten werden, dafür ist Dr. Christoph Klahold als Chief Compliance Officer und Menschenrechtsbeauftragter der BMW Group verantwortlich.
Im folgenden Interview spricht er über die Bedeutung des Begriffs Menschenrechte, das Projekt «Cobalt for Development» und wie sich internationale Partner für das Thema gewinnen lassen.
Herr Dr. Klahold, der Begriff Menschenrechte wird in verschiedenen Zusammenhängen sehr häufig gebraucht. Und so konkret er klingt, so komplex ist er doch. Wie erklären Sie ihn einfach?
Christoph Klahold: Menschenrechte ist tatsächlich ein sehr weitreichender Begriff. Im Kern besagt er, dass es globale Grundrechte gibt, die für jeden Menschen gelten, egal wo und wie er lebt. Einem Kind würde ich sagen: Es geht um das, was man niemandem, der auf dieser Erde lebt, wegnehmen oder vorenthalten darf. Zum Beispiel das Recht auf Leben, Freiheit und Bildung, also Schule. Oder ein Recht auf Lohn für Arbeit und freie Berufswahl. Aus diesen Rechten folgt dann, dass Kinderarbeit gegen die Menschenrechte verstösst, ebenso Zwangsarbeit oder gar Sklaverei. Je genauer man hinsieht, desto kleinteiliger wird es natürlich. Aber der Kern sind diese weltweiten Grundrechte, die die Vereinten Nationen schon 1948 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges formuliert haben.
Sie arbeiten seit rund 20 Jahren im Bereich Compliance. Laut Duden ist Compliance einfach regelgerechtes, vorschriftsgemässes, ethisch korrektes Verhalten – da gehört die Einhaltung der Menschenrechte quasi zwingend dazu. Sie sind der offizielle Menschenrechtsbeauftragte der BMW Group. Was heisst das?
Klahold: Zunächst mal ist für die BMW Group regelgerechtes Verhalten und damit die Einhaltung der Menschenrechte ganz wesentlich und seit langem unser selbstverständlicher Anspruch. Wir übernehmen Verantwortung bei uns selbst, in der Handelsorganisation und in der Lieferkette. Aktuell ist die Thematik unter anderem aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben stärker in den Fokus gerückt. Gleichzeitig ist die Einhaltung der Menschenrechte keine einmalige Aufgabe. Wir müssen permanent an ihr arbeiten. Deshalb hat unser Vorstand einen offiziellen Menschenrechtsbeauftragten benannt.
Rein operativ sind wir in der BMW Group bereits sehr gut aufgestellt. Wir haben klare Zuständigkeiten und gut funktionierende Mechanismen, um die Einhaltung der Menschenrechte auch bei unseren Zulieferern und in der Handelskette durchzusetzen. Meine Aufgabe ist daher eher der Austausch mit dem Vorstand, die Kommunikation, das ständige Gespräch mit Mitarbeitenden und Partnern. Ich schärfe das Bewusstsein für kritische Themen. Ich erkläre, worum es geht, und motiviere die Menschen mitzumachen. Die Achtung der Menschenrechte betrifft uns alle, ganz ohne Unterschiede.
Und was bedeutet das für einen Automobilhersteller wie BMW?
Es geht hier noch um einen weiteren Aspekt: Wir bauen hochmoderne Fahrzeuge. Unsere Lieferkette ist sehr komplex, eigentlich ein Liefernetzwerk. In diesem Netzwerk tauchen immer neue Fragen auf. Zum Beispiel: Woher kommt das Baumwollgarn, mit dem der Bezug der Lenkräder genäht wird? Geht da alles mit rechten Dingen zu? Auf diese Fragen müssen wir Antworten haben. In besonders kritischen Bereichen vermeiden wir aktiv Risiken, indem wir Rohstoffe selbst einkaufen. Kobalt beziehen wir beispielsweise direkt aus verantwortungsvollem Abbau, um die volle Transparenz über die Herkunft zu haben. Das Kobalt geben wir dann an unsere Zelllieferanten weiter. Gleichzeitig engagieren wir beispielsweise im Kongo, einem wichtigen Abbaugebiet für Kobalt, das aber oft mit Kinderarbeit in Verbindung gebracht wird.
Im Januar 2019 haben wir das Projekt «Cobalt for Development» ins Leben gerufen, das die Arbeitsbedingungen im Bergbau und die Lebensbedingungen der umliegenden Gemeinden im Kongo nachhaltig verbessern soll.
Durch dieses konsequente Vorgehen in Sachen Menschenrechte schützen wir natürlich auch die BMW Group, denn unsere Kunden achten sehr auf Nachhaltigkeit. Wir haben zu Recht einen guten Ruf – den wollen wir erhalten.