Lithium, Kobalt, Nickel, Grafit, Aluminium, Zinn, Mangan oder Kupfer sind typische Rohstoffe, die unter anderem für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien verwendet werden. Diese Akkus sind der Kraftspeicher oder vielmehr das Herz jedes Elektroautos – und sie sind auch immer wieder Anlass für grundsätzliche Kritik an der Elektromobilität. Zwar verbrauchen die leisen, schnellen Fahrzeuge während des Betriebs auf der Strasse kein Benzin und stossen auch kein CO2 aus, aber die Gewinnung der Rohstoffe und die energieintensive Herstellung fliessen in die Gesamtumweltbilanz der Autos ein.
Um tatsächlich umweltfreundliche moderne Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb herstellen zu können, reicht ein Stromanschluss nicht aus. Die Hersteller müssen ihre Aufmerksamkeit auf den gesamten Produktions- und Rohstoffbeschaffungsprozess richten und sehr genau hinsehen, wenn es darum geht, Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten. Denn neben der Natur kommen beim Abbau von unverzichtbaren Elementen für die Autoherstellung oft auch Menschen zu Schaden.
Für Rohstoffe wie Kobalt und Lithium sind zwingend neue Lösungen notwendig, damit Elektromobilität nachhaltiger bleibt als die Verbrenner-Technologie. Kobalt wird beispielsweise bei der BMW Group deshalb nur aus geprüften Minen in Marokko und Australien bezogen und den Lieferanten zur Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt. Lithium kauft der Premiumhersteller in Australien und Argentinien ein, wobei grosses Augenmerk darauf gelegt wird, dass bei der Lithiumgewinnung schonend mit der Ressource Wasser umgegangen wird.
«Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst»
In manchen Minen werden Menschenrechte missachtet, im Kongo beispielsweise wird von Kinderarbeit und lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen für die Bergleute berichtet. «Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und setzen uns mit grossem Engagement für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in unserem Lieferantennetzwerk ein. Unsere hohen Anforderungen gelten weltweit für alle Lieferanten und werden in jede Auftragsvergabe integriert», erklärt Joachim Post, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk, die Herangehensweise des Automobilkonzerns. «Dabei arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen, um Transparenz über die weit verzweigten und dynamischen Lieferketten zu erlangen und Warenflüsse rückverfolgbar zu machen.»
2018 hat die BMW Group gemeinsam mit weiteren Partnern die branchenübergreifende Initiative «Cobalt for Development » im Kongo ins Leben gerufen. Ziel des Projekts, das von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt wird, ist es, den handwerklichen Bergbau vor Ort weiterzuentwickeln und zu professionalisieren. Im Rahmen der Initiative werden Bergbauarbeiter von Kleinstminen geschult. Die Förderung zusätzlicher Einkommensmöglichkeiten für Familien in Gebieten des Kleinstbergbaus verringert zudem die Abhängigkeit von Einkünften der Kinder und ermöglicht so Schulbesuche.
Für Rohstoffe wie Kobalt und Lithium sind zwingend neue Lösungen notwendig, damit Elektromobilität nachhaltiger bleibt als die Verbrenner-Technologie.
In diversen Initiativen engagiert sich die BMW Group ausserdem dafür, Managementansätze zur Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht über das eigene Unternehmen hinaus zu standardisieren. Dazu gehört der Branchendialog zur Achtung der Menschenrechte im globalen Liefer- und Wertschöpfungsnetzwerk der deutschen Automobilindustrie. International ist man in Standardisierungsinitiativen zur Rohstoffgewinnung engagiert. Durch die Zertifizierung von Minen nach den Prinzipien der «Initiative for Responsible Mining Assurance» (IRMA) oder der «Aluminium Stewardship Initiative» (ASI) fördert die BMW Group die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards bereits beim Rohstoffabbau.
Damit die Einhaltung der verlangten Sozial- und Umweltstandards gewährleistet werden kann, hat das Unternehmen die Lieferketten so organisiert, dass direkte Bewertungen und Prüfungen vor Ort bei den Lieferanten sowie extern durchgeführte Untersuchungen zum festen Prozess gehören. Potenzielle Verstösse gegen die Vorgaben werden von einem spezialisierten Team nachverfolgt. Bei Bedarf wird ein Eskalationsprozess in Gang gesetzt. Als erster Schritt werden Massnahmen zur Verbesserung gemeinsam mit dem Lieferanten entwickelt. Bleiben die Bemühungen zur Verbesserung erfolglos, droht dem Lieferanten in letzter Konsequenz die Beendigung der Geschäftsbeziehung. Seit 2014 sind alle direkten Lieferanten sowie deren Sublieferanten vertraglich verpflichtet, die von der BMW Group vorgegebenen Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten.