«Die Schuhsohle ist nur der Leuchtturm»
Mit der Schuhsohle begann auch die Reise von Sarah Harbarth und ihrem Unternehmen Kuori, dessen Name aus dem Finnischen übersetzt «Schale» bedeutet, da das erste Produkt aus dem Material einer Schale entstand. Bereits während ihres Studiums absolvierte sie ein Auslandssemester an der Universität der Künste in Berlin und beschäftigte sich im Rahmen eines Kurses mit dem Thema Biokunststoff. «Die Aufgabe bestand damals darin, Ressourcen für neue Materialien zu finden. Ich fokussierte mich auf den Abfall, und habe so untersucht, welche nutzbaren organischen Abfälle bei mir anfallen. Zu diesem Zeitpunkt waren es Bananenschalen», sagt sie.
Im Internet fand sie eine Anleitung, um Biokunststoff herzustellen: «Ich stand in meiner Küche und habe Bananenschalen geschreddert». Aus den Bananenschalen entstand Biokunststoff, wie sie am Prototypen einer Schuhsohle veranschaulicht. Der Grund, warum sich die Gründerin von Kuori anfangs für das Herstellen von Biokunststoff-Schuhsohlen entschieden hatte, erklärt sie so: «Wir alle tragen Schuhe und dadurch kann das Material, dass wir herstellen, leichter vorgestellt werden». Die Schuhsohlen seien deshalb der Leuchtturm, der auf das Problem aufmerksam mache. «Es standen auch noch andere Produktideen im Raum, wie Brillengläser oder ein Uhrenarmband», sagt Sarah Harbarth. Das Projekt Kuori nahm die damalige Studentin dann wieder mit nach Basel und beschäftigte sich weiterhin damit in ihrem letzten Semester an der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Biokunststoff als Marktnische
Bis März 2022 leitete Sarah Harbarth das Projekt Kuori. Finanziert hat sie sich durch verschiedene Fördergelder. «Das Equipment für unsere Forschung erhalten wir vom Institut für Kunststofftechnik und von der FHNW», so Harbarth. Kuori konnte schnell wachsen und wurde im März 2022 zu einer GmbH, die nun rund 9 Mitarbeitende beschäftigt. «Mit den elastischen Biopolymeren haben wir eine Marktnische gefunden, in der wir Know-how generieren und uns weiterentwickeln können.»
Nun steht Kuori kurz vor dem Markteintritt. «Jetzt geht es darum, in grossen Mengen zu produzieren und Zertifikate zu erhalten», sagt die Gründerin. Dadurch kann schwarz auf weiss bestätigt werden, dass sich in dem Biokunststoff keine toxischen Materialien befinden. Tests für die Massenproduktion wurden bereits in Pilotphasen durchgeführt. «Dabei wurden auch Prototypen erstellt und mit Kundinnen angeschaut». Ausserdem legt das Forschungs-Start-up besonderen Wert darauf, dass die Maschinen, die bereits bei der Kunststoff-Verarbeitung zum Einsatz kamen, auch für den Biokunststoff verwendet werden können. Lediglich das Material müsse ausgetauscht werden. «Damit können wir sicherstellen, dass unser Material ohne grossen Aufwand in grossen Mengen verarbeitet werden kann», so Harbarth. Für die Verarbeitung und Herstellung der Produkte seien aber die Firmen verantwortlich, die das Material kaufen.