Dabei geht es an der Konferenz vor allem um eine Frage: Wie viele Milliarden, gar Billionen, können künftig an finanzieller Unterstützung für Entwicklungsländer und für von den Auswirkungen des Klimawandels besonders hart getroffene Länder bereitgestellt werden? Dazu gehören auch hochkomplexe Verhandlungen über den internationalen Handel mit CO2-Gutschriften. Das soll nicht nur Ländern wie der Schweiz erleichtern, ihre Emissionsziele so günstig wie möglich zu erreichen. Befürworter sagen, dass ein solcher Markt auch zusätzliche Finanzmittel für Entwicklungsländer generieren könne.
Der Streit über die sogenannte Klimafinanzierung brodelt seit Jahren. 2009 einigten sich die Industriestaaten darauf, bis zum Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar an finanzieller Unterstützung zu mobilisieren. Der Betrag war dabei eine rein politische Zielmarke.
Die Summe wurde während der Verhandlungen aus der Luft gegriffen – und hat seitdem die Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern schwer belastet. Das lag vor allem daran, dass die Industrieländer ihrer Verpflichtung lange nicht nachgekommen sind. Erst 2022, so eine offizielle Hochrechnung, wurde der Betrag erreicht.
In diesem Jahr sollen sich Regierungen nun offiziell auf ein neues Ziel einigen, das ab 2025 gilt. In der Diskussion geht es dabei längst über mehr als die 100 Milliarden. Forderungen vonseiten verschiedener Allianzen von Entwicklungs- und Schwellenländern reichen bis zu über 1 Billion jährlich. «Es geht mindestens um eine Verzehnfachung der bisherigen Gelder. Alles andere wird dem enormen Bedarf an Klimafinanzierung zum Einhalten des Pariser Klimaabkommens nicht gerecht», sagt David Ryfisch von der deutschen Nichtregierungsorganisation Germanwatch.
Internationale Machtkämpfe verschärfen die Lage
Das ist auch den Diplomaten aus den Industriestaaten bewusst. So schreiben die USA in einem Positionspapier, dass es weithin anerkannt sei, dass der Finanzbedarf zur Erreichung der Pariser Klimaziele bei weit über einer Billion Dollar liege. Der Kampf der kommenden Wochen dreht sich dabei weniger um den Betrag selbst, als vielmehr um die Fragen, wer die Summen bereitstellt, in welchem Masse der Privatsektor einbezogen werden wird und an welche Bedingungen die Gelder geknüpft sind.
«Es ist jedoch klar, dass öffentliche internationale Finanzmittel allein ein solches Niveau nicht erreichen können. Und das Klimafinanzierungsziel muss diese Realität widerspiegeln», schreiben etwa die USA. Dazu kommt auch, dass viele der traditionellen Geberländer ihre eigenen Staatshaushalte gestrafft haben. Dabei haben sie auch die Mittel für die Entwicklungshilfe gekürzt, wie zum Beispiel Grossbritannien.
Die Auseinandersetzungen der kommenden Wochen spiegeln vor allem auch ein geopolitisches Kräftemessen wider. Es spitzt sich seit Jahren zu. In diesem Jahr wird der Machtkampf von den Kriegen in der Ukraine, in Gaza und dem wirtschaftspolitischen Wettstreit zwischen den USA, China und Europa weiter verschärft.
In der alteingesessenen Logik der Klimaverhandlungen waren bislang nur die Industrieländer gefordert, die Finanzmittel bereitzustellen. Doch diese Staaten, allen voran die USA, die Mitgliedsländer der EU sowie die Schweiz, wollen das inzwischen nicht länger hinnehmen.