Kann Mode wirklich nachhaltig sein, Sandra Rodrigues Pinto?
Im «Sustainable Smalltalk» verraten Schweizer Persönlichkeiten, wie sie Nachhaltigkeit leben – kompakt, ehrlich und alltagsnah.
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Sandra Rodrigues Pinto ist Gründerin und Geschäftsführerin von Lamarel. Bei der Produktion ihrer Produkte setzt sie gezielt auf nachhaltige Materialien und die Zusammenarbeit mit kleinen, familiengeführten Produktionsstätten in Portugal. Bild: zvg
Im «Sustainable Smalltalk» verraten Schweizer Persönlichkeiten, wie sie Nachhaltigkeit leben – kompakt, ehrlich und alltagsnah.
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3 Min. • • Viktoria Stauffenegger
Was war dein letzter nachhaltiger Aha-Moment?
Sandra Rodrigues Pinto: Als unsere Produktionspartnerinnen in Portugal durch Auftragsausfälle in Not gerieten, nutzte ich meine Ersparnisse, um neue Produkte zu entwickeln. So entstand unser erster Lamarel-Traineranzug, der sofort ausverkauft war. Das zeigte mir, wie unternehmerisches Risiko auch sozial nachhaltige Wirkung haben kann.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich?
Pinto: Nachhaltigkeit bedeutet, langfristig zu denken und sozial, wirtschaftlich sowie ökologisch zu handeln. Es ist ein Marathon, bei dem man sich ständig hinterfragen und die Unternehmensprozesse stets weiterentwickeln muss.
«Unser Ziel ist es, dass man den Mehrwert von guter Qualität nicht nur sieht, sondern auch spürt und dadurch bewusster konsumiert.»
Sandra Rodrigues Pinto
Gründerin und Geschäftsführerin von Lamarel
Auf welche nachhaltige Gewohnheit bist Du besonders stolz?
Pinto: Bei Lamarel vermeiden wir Überproduktion, produzieren nur in kleinen Chargen und verzichten bewusst auf klassische Sale-Aktionen wie beispielsweise den «Black Friday». Unsere Kleidung fertigen wir in Portugal, wo wir faire Partnerschaften pflegen, nachhaltige Materialien bevorzugen und so kurze Lieferwege ermöglichen. Des Weiteren lassen wir unsere Verpackungen aus recyceltem Material produzieren und verwenden diese mehrfach, um Abfall zu reduzieren.
Welche Herausforderungen siehst Du im Bereich Nachhaltigkeit in der Schweiz?
Pinto: Die Schweiz ist im Bereich Nachhaltigkeit gut aufgestellt, hat aber in einigen Punkten noch Luft nach oben. Was wir als Modeunternehmen konkret merken, betrifft zum Beispiel die Produktionsmengen: Die Mindestabnahmen für bestimmte Produkte sind nach wie vor hoch und wenn man umweltfreundlichere Materialien verwenden möchte, steigen die Kosten zusätzlich. Das ist besonders für junge Unternehmen eine Herausforderung.
Welche Lösungsansätze findest Du besonders vielversprechend?
Pinto: Wir bei Lamarel arbeiten mit hochwertigen, langlebigen Materialien und dies zahlt sich aus: Viele unserer Kundinnen und Kunden tragen ihre Lamarel-Pieces seit fünf, sechs, sieben Jahren und sie sehen immer noch grossartig aus! Das freut mich besonders, denn unser Ziel ist es, dass man den Mehrwert von guter Qualität nicht nur sieht, sondern auch spürt und dadurch bewusster konsumiert.
Unterstützt Du ein Projekt im Bereich Nachhaltigkeit oder Umweltschutz?
Pinto: Unsere Zusammenarbeit mit kleinen, familiengeführten Produktionsstätten in Portugal ist für mich eine Art von gelebter Unterstützung nachhaltiger Strukturen. Die erste Produktionsfirma, mit der ich zusammengearbeitet habe, hatte damals rund drei Mitarbeitende, heute sind es dank unseres gemeinsamen Wachstums etwa 50. Das zeigt, dass faire Partnerschaften nicht nur moralisch richtig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sein können. Gleichzeitig reduzieren wir durch die Nähe zu unseren Produktionsstandorten auch unseren ökologischen Fussabdruck.
Was ist dein Tipp für mehr Nachhaltigkeit im Alltag?
Pinto: Ich empfehle, sich mit dem Konzept der «Capsule Wardrobe» zu beschäftigen: eine kleine, durchdachte Garderobe aus hochwertigen Lieblingsstücken, die sich vielseitig kombinieren lassen. Das reduziert nicht nur den Konsumdruck, sondern bringt auch überraschend viel Leichtigkeit und Klarheit in den Alltag.
Dieser Artikel behandelt folgende SDGs
Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.
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