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«Mit SBTi unterstreichen Firmen ihr Engagement glaubwürdig»

ABB Sustainability Report 2021. Foto: PD

Wirtschaft Partner Inhalt: economiesuisse

«Mit SBTi unterstreichen Firmen ihr Engagement glaubwürdig»

Dank der global anerkannten Science Based Targets initiative (SBTi) können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Netto-Null-Ziel bis 2050 leisten. ABB hat sich der Offensive früh angeschlossen – Schweiz-Chef Robert Itschner über Nutzen und Herausforderungen von wissenschaftsbasierten Klimazielen.

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Ihre berufliche Karriere haben Sie vor 30 Jahren als Ingenieur in Angriff genommen, als Country Managing Director von ABB Schweiz sind Sie heute vor allem mit Führungsaufgaben beschäftigt. Wäre das Thema Nachhaltigkeit für den Ingenieur nicht weit spannender als für den Manager?

Robert Itschner: Für den Ingenieur findet die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitslösungen und Klimazielen oftmals auf einer praxisbezogeneren Ebene statt, als sie dies tut, wenn man im Management tätig ist. Ich für meinen Teil darf aber behaupten, dass mich technologische Aspekte grundsätzlich interessieren, egal, ob als Ingenieur oder als Manager.

Ein Interesse unabhängig von der Funktion also.

Ich denke, die Gegenwart hält genügend Herausforderungen für sämtliche Branchen, Berufsrichtungen und Positionen bereit. In meiner Funktion sehe ich mich deshalb ganz besonders in der Pflicht, Informationen an Mitarbeitende, Partner und Kunden zu vermitteln, was wir als Unternehmen konkret im Bereich der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes bisher getan haben, aktuell tun und in Zukunft tun wollen.

Womit wir bereits beim Thema wären: SBTi. ABB war eines der ersten grossen Unternehmen in der Schweiz, das sich der Science Based Targets initiative angeschlossen hat. Was ist SBTi konkret?

Bei SBTi handelt es sich um eine weltweit standardisierte und in Expertenkreisen breit anerkannte Methode zur Festlegung von Klimazielen. Mit dem United Nations Global Compact, dem vormaligen Carbon Disclosure Project CDP, dem World Resources Institute und dem WWF stehen renommierte und vor allem unabhängige Institutionen hinter der Science Based Targets initiative. Inzwischen gilt diese als globaler Standard für Unternehmen hinsichtlich der Reduktion von Treibhausgasemissionen.

Und wie schlägt sich diese globale Initiative in der kleinen Schweiz nieder?

Hierzulande haben economiesuisse, der Dachverband der Wirtschaft, und WWF Schweiz in diesem Frühjahr gemeinsam die Förderung der SBTi angestossen. Das Projekt wird vom Verein Go for Impact getragen, in dem neben diesen beiden Organisationen auch das Bundesamt für Umwelt, die ETH Zürich und weitere Wirtschafts- und Umweltverbände vertreten sind.

Mit welchem Ziel?

Wie der Name impliziert, baut die Science Based Targets initiative auf wissenschaftsbasierten Zielen auf. Wenn die Erderwärmung gemäss Pariser Klimaabkommen nicht über 1,5 Grad hinausgehen soll, darf logischerweise nur eine bestimmte Menge Treibhausgase ausgestossen werden. Die International Energy Agency hat vor diesem Hintergrund für verschiedene Sektoren berechnet, wie schnell die Emissionen sinken müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Darauf basierend kann jedes Unternehmen nach klaren Kriterien und Standards berechnen, wie schnell es seine Emissionen senken muss, damit das Kohlenstoffbudget des eigenen Sektors eingehalten wird. Das Engagement beinhaltet unter anderem Absichtserklärung, Zieldefinition, Validierung und Reporting, aber auch die Kommunikation über den Vollzug.

Das klingt in erster Linie einmal nach weiteren Vor- und Auflagen, denen sich die Firmen zu unterwerfen haben.

SBTi setzt auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit. Die Initiative will klare Anhaltspunkte und praktische Hilfestellung bieten, damit eine Firma ihre ökologischen Ziele eigenverantwortlich, wettbewerbsorientiert und vor allem ohne regulatorische Vorgaben erreichen kann. Auf der anderen Seite hat das entsprechende Unternehmen dank der Offensive die Möglichkeit, ein ganz klares Commitment bezüglich Nachhaltigkeit abzugeben – SBTi ist einmalig, weltweit gültig und anerkannt.

«Die Science Based Targets initiative ist einmalig, weltweit gültig und anerkannt.»

Sie haben es erwähnt: Die Initiative baut auf Freiwilligkeit. Wie weit her ist es damit in der hiesigen Wirtschaft, gerade, wenn es um ökologische Belange geht?

Schweizer Unternehmen tragen bereits heute massgeblich zum globalen Klimaschutz bei, sei es mit ihren Dienstleistungen und Produkten, sei es aber auch durch das eigene Verhalten. Ich würde sogar behaupten, dass die Wirtschaft diesbezüglich manch anderem Bereich unserer Gesellschaft einen Schritt voraus ist. Das bestehende Klimaprogramm der Schweizer Wirtschaft im Zuge von Netto-Null erhält nun mit SBTi einfach zusätzlichen Schub. Und was SBTi anbelangt, so haben sich bereits über 80 namhafte Schweizer Unternehmen der Initiative angeschlossen – und es werden laufend mehr.

Unter den Firmen, die sich den wissenschaftlich fundierten Klimazielen gemäss SBTi verschrieben haben, findet sich wie erwähnt auch ABB. Was waren Ihre Beweggründe?

Das Thema Nachhaltigkeit ist ja nicht neu für uns. Wir investieren seit vielen Jahren an allen unseren Standorten in die Energieeffizienz und die Senkung der Emissionen. Dazu gehört beispielsweise in der Schweiz die vollständige Umstellung auf einen elektrisch betriebenen Fahrzeugpark in den kommenden Jahren, die bereits erfolgte Einbindung in lokale Holz-Fernwärme-Netze oder die Installation geschlossener Energiekreisläufe. Zudem versuchen wir, unsere hohen Standards nicht nur in die eigene Produktion und die eigenen Produkte einfliessen zu lassen, sondern eben auch in die vor- und nachgelagerte Versorgungskette, sprich, wir wollen Zulieferer und Kunden für ökologische Belange sensibilisieren und sie bei der Emissionsreduktion aktiv unterstützen. Ich persönlich sehe SBTi vor diesem Hintergrund weniger als Pflicht, sondern eher als Teil einer klaren Strategie.

Wie meinen Sie das?

Die Initiative per se hat Auswirkung auf unser Denkschema, wonach wir keine noch so geringe Möglichkeit verpassen dürfen, wenn es darum geht, Emissionen zu reduzieren, Ressourcen zu schonen, aber auch Innovationen zu nutzen. Ich sage es einmal so: Bei ABB hat SBTi die Bestrebungen in Richtung Nachhaltigkeit zwar nicht initiiert, sie beschleunigt unsere Bemühungen dahingehend aber ganz klar.

Wo verorten Sie die grössten Hürden mit Blick auf die konkrete Umsetzung der SBTi-Ziele in einem Unternehmen?

Zentral für mich ist das Engagement, der Wille ganz allgemein: Ohne Einsatz geht es nicht. Das bedeutet auch, dass der Chef vorangehen und für Werte einstehen muss, egal, ob es sich nun um einen Konzern handelt oder ein KMU, das im Übrigen ebenso willkommen ist bei SBTi wie der Grossbetrieb. Aber ich bin der Überzeugung, dass die Erkenntnis über die Notwendigkeit des Handelns inzwischen wohl in allen Branchen und Firmen dieses Landes angekommen ist und klare Leitlinien, Instrumente oder Hilfestellungen in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit insofern äusserst willkommen sind.

Sie haben sowohl als Chef von ABB Schweiz als auch als Mitglied im Vorstand von economiesuisse Erfahrungen sammeln können mit der Science Based Targets initiative. Wie fallen die Reaktionen der Direktbeteiligten, beispielsweise der Mitarbeitenden, auf die Offensive aus?

Durchwegs positiv. Wie bereits erwähnt, handeln heutzutage die meisten Entscheidungsträger, Partner, Kunden und Mitarbeitenden ganz bewusst ökologisch vertretbar und nachhaltig. Bei ABB Schweiz steht Nachhaltigkeit gar im Zentrum des Unternehmenszwecks und ist Voraussetzung dafür, entlang der gesamten Wertschöpfungskette Mehrwert für unsere Stakeholder schaffen zu können.

Wissenschaftlich untermauerte Zielvorgaben sind das eine, deren Umsetzung das andere. Und wiederum auf einem ganz anderen Blatt steht, was ein Engagement im Rahmen einer Initiative wie Science Based Targets kostet.

Das ist unterschiedlich, der Preis für die Validierung von wissenschaftsbasierten Klimazielen durch SBTi liegt bei gut 1000 US-Dollar für kleinere Betriebe, grosse Unternehmen bezahlen für die Validierung 14'500 US-Dollar. Ich denke, der finanzielle Aufwand ist aber durchaus überschaubar, wenn man sich gleichzeitig den Benefit vor Augen hält.

Der da wäre?

Die Klimaziele stehen logischerweise im Vordergrund. Dies bedingt, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie konsequent in allen Bereichen der Organisation umsetzen. Solch nachhaltig aufgestellte Firmen, die vielleicht sogar zu den Innovationstreibern gehören, sind attraktive Arbeitgeber. Das hilft auch bei der Rekrutierung von Fachleuten und Mitarbeitenden. Zudem erleichtert ein entsprechendes Label oder Zertifikat auch den Zugang zum internationalen Markt, zu Innovationen und zu Investitionskapital. Mit wissenschaftsbasierten Klimazielen der SBTi machen Sie sich und Ihr Unternehmen letztlich fit für die Herausforderungen der Zukunft, Sie heben sich von der Konkurrenz ab und zeigen Ihr Engagement im Klimaschutz – ein glaubwürdiges Engagement.

SBTi: Noch heute eigene Klimaziele festlegen

Die Zahl von KMU oder Konzernen mit eigenen, wissenschaftlich fundierten Klimazielen steigt immer weiter. Heute sind hierzulande bereits über 80 Unternehmen mit kumulativ rund 500 Milliarden Franken Umsatz und schätzungsweise 350 Megatonnen CO2-Emissionen eine SBTi-Verpflichtung eingegangen. Dies entspricht etwa zwei Dritteln des Bruttoinlandprodukts und mehr als sechsmal den Inlandsemissionen der Schweiz. Als verantwortungsvolles, nachhaltiges Unternehmen setzen Sie mit einem wissenschaftsbasierten Klimaziel ein starkes Zeichen. Profitieren auch Sie von gezielten Unterstützungsangeboten und einem kostenlosen Erstgespräch.

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Deklaration: Dieser Inhalt wurde vom Sustainable Switzerland Editorial Team im Auftrag von economiesuisse erstellt.

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