In der Herbstsession der eidgenössischen Räte, die soeben zu Ende geht, boten sich gleich mehrere Gelegenheiten dazu. Die Änderungen der Bundesgesetze zur Energie EnG und zur Stromversorgung StromVG standen auf dem Programm, ebenso verschiedene Geschäfte rund um die Gletscher- und der Biodiversitätsinitiativen und ihre Gegenvorschläge.
Eindeutig Synergien bringt der beschleunigte Ausbau der Sonnenenergienutzung, insbesondere auf bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen, und die Verbesserung der Energieeffizienz, wie sie das EnG und StromVG vorsehen. Beides erhöht die Versorgungssicherheit, die aktuell im politischen Fokus steht, und beides steht zuoberst auf der Wunschliste des Umweltschutzes. Da gibt es kaum stichhaltige Gründe, die dagegensprechen.
Doch nicht immer gibt es Win-Win-Lösungen, da sollten wir nicht blauäugig sein. Es braucht immer wieder eine Ausmarchung zwischen den Interessen der Umwelt, den sozialen Ansprüchen und der Wirtschaft. Auch dabei helfen Konzepte wie die SDG. Diese geben in erster Linie Ziele vor, siebzehn insgesamt. Darüber hinaus sagen sie, und das ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Ein spezifisches Ziel darf nicht auf Kosten eines anderen verfolgt werden. Daran müssen wir uns messen, wenn wir über unsere zukünftige Energieversorgung sprechen.
Den Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung zu schmälern, wie es in der Herbstsession vom Ständerat beschlossen wurde, widerspricht dem Geist der SDG. Diese Herzstücke der Schweizer Biodiversität machen nur gerade zwei Prozent unserer Landesfläche aus. Der kurzfristige Nutzen, den wir aus der Lockerung des Schutzes zögen, stände in keinem Verhältnis zum langfristigen und irreparablen Schaden, den wir damit anrichteten. Nun liegt es am Nationalrat, den Entscheid des Ständerats zu korrigieren.
Wer Visionen hat, braucht einen Arzt
Dieses Sprichwort wird wahlweise dem früheren Spitzenpolitiker Franz Vranitzky respektive Helmut Schmidt zugeordnet. Was in der Politik verpönt ist, stösst interessanterweise im Geschäftsleben auf fruchtbaren Boden. Apple-Computer oder Tesla-Fahrzeuge wären nie zu dem geworden, was sie heute sind, wenn nicht visionäre Menschen wie Steve Jobs oder Elon Musk dahintergestanden hätten, bewundert von Millionen von Menschen.
Mit den SDG will die Weltgemeinschaft die Welt zu nichts anderem als zu einem lebenswerten Ort für alle Menschen machen. Das ist doch eine überzeugende und inspirierende Vision, für die es sich zu kämpfen lohnt – im Alltag und in der Politik.
Ion Karagounis ist Präsident von Go for Impact und beim WWF Schweiz verantwortlich für neue Wirtschaftsmodelle und Zukunftsfragen. Zudem schreibt er regelmässig zu Umwelt- und Reisethemen.