Abgesehen von den Kapitalanlagen verfügt die Versicherungsbranche über weitere Möglichkeiten, die Nachhaltigkeitsentwicklung mitzuprägen. Mit ihrem Kerngeschäft, der Risikoübernahme, trägt die Versicherungswirtschaft zu einer widerstandsfähigeren Volkswirtschaft bei. Dank dem durch die Versicherer gewährten finanziellen Schutz müssen Unternehmen weniger Risikokapital vorhalten und haben dadurch mehr Mittel für die Geschäftsentwicklung wie auch zur Finanzierung von Innovationen. In der operativen Umsetzung des Risikomanagements (Underwriting) stellt sich für die Privatassekuranz die Frage, wie mit der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien umzugehen ist. Welche Risiken werden übernommen? Welche werden systematisch ausgeschlossen, weil diese nicht versicherbar sind oder aus ethischen Gründen respektive Reputationsgründen die Bereitschaft zu deren Übernahme fehlt? Die Privatversicherer halten individuell Antworten auf solche Fragestellungen im Rahmen ihres Risikomanagements fest.
Klar ist: «Durch den zusätzlichen Fokus auf Nachhaltigkeit legt das Underwriting nochmals an Komplexität zu», sagt Urs Arbter, Direktor des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV.
Auch in der Altersvorsorge orientiert sich der Brachenverband der Privatversicherer am Grundsatz, dass eine Generation nicht über ihre Verhältnisse leben darf, da dies zwangsläufig zu Einbussen bei den nachkommenden Generationen führt. Der SVV setzt sich deshalb für eine nachhaltige und generationengerechte Altersvorsorge ein, die auf dem bewährten Dreisäulensystem aufbaut.
Bekenntnis zu Transparenz
«So viel Regulierung wie nötig, so wenig wie möglich.» Dieser Grundsatz gilt aus Sicht des SVV auch bei der Nachhaltigkeit. Umwelt- und Klimarisiken sind dabei per se keine neuen Risiken, sondern vielmehr zusätzliche Risikotreiber, die sich auf bestehende Risikokategorien auswirken. Transparenzbestimmungen gewinnen dabei auch im Nachhaltigkeitsbereich an Bedeutung, da internationale Regelwerke wie die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) vermehrt 1:1 in nationale Gesetze überführt werden. Der Branchenverband der Schweizer Privatversicherer bekennt sich – auch mit seinem dritten Nachhaltigkeitsreport – zur Transparenz. Transparenz braucht es wiederum, um Glaubwürdigkeit gegen innen und aussen aufzubauen und Verantwortung für eine breitere Diskussion des Nachhaltigkeitsbegriffs und die daraus resultierenden Massnahmen an den Tag zu legen.
Über die Autorin
Deborah Keller ist Fachverantwortliche Strategiekommunikation, Schweizerischer Versicherungsverband SVV