Der von H55 entwickelte Elektromotor lässt sich platzsparend in die Bristell B23 einbauen. Bild: zvg
Die H55-Ladetechnologie soll an allen Flugplätzen einfach adaptierbar sein. Als Hauptzielgruppe sehen BRM Aero und H55 für ihr künftiges Gemeinschaftsprojekt Flugschulen, die leise und umweltfreundlich im Sichtflug am Tag schulen wollen.
Dieser Markt wird bis jetzt vor allem von der zweisitzigen Pipistrel Velis aus Slowenien bedient. Auf Flugschulen, die geräuscharm und CO2-neutral schulen wollen, zielt künftig auch das Unternehmen aus Sitten. Allerdings soll sein Tiefdecker mehr Zuladung ermöglichen. Dies wird durch das gegenüber der Velis um 250 Kilogramm höhere maximale Abfluggewicht realisiert. Auch die Flugzeit soll mit einer Stunde plus Reserve rund zehn Minuten länger sein. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten auf der B23 auch Nacht- sowie Instrumentenflugausbildung folgen.
Allerdings richten bereits weitere Wettbewerber ihren Fokus auf den Markt umweltfreundlicher Propeller-Schulmaschinen. So wurde erstmals auch die elektrische eDA40 von Diamond Aircraft an der Aero gezeigt. Der Flugzeugbauer aus Wiener Neustadt, ein österreichisch-chinesisches Unternehmen, ist einer der grossen Anbieter in der privaten Luftfahrt neben Cessna, Piper, Cirrus und Tecnam.
Seine eDA40 wird von einem 125 kW starken Elektromotor der Firma Safran angetrieben. Die Akkukapazität liegt bei 80 kWh. Mit 1310 Kilogramm Abfluggewicht ist die eDA40 deutlich schwerer als eine B-23 Energic. Im vergangenen Jahr fand der Erstflug in Wiener Neustadt statt. Erstbesteller für die eDA40 ist Lufthansa Aviation Training. Die Lufthansa-Tochter will mehrere Exemplare des Zwei- bis Dreisitzers kaufen, um die Pilotenausbildung umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.
Chinesische Firmen sind bereits führend bei E-Flugzeugen
China scheint diesen Markt bereits verstärkt ins Visier zu nehmen: Das rein chinesische Unternehmen Rhyen Aircraft Industry zeigte an der Aero eine Premiere mit Elektroantrieb: Der maximal 630 Kilogramm schwere Zweisitzer RX1E soll mit einer Höchstleistung von 50 kW, einem 34,5 kWh grossen Akku und bis zu 2,5 Stunden Flugzeit punkten.
Der Hochdecker ist vor allem für die Light-Sport-Aircraft-Kategorie bis 750 Kilogramm gedacht, die in den USA viele Anhänger hat. Er ähnelt der Pipistrel Velis. Und auch der bis zu 1260 Kilogramm schwere elektrisch angetriebene Viersitzer RX4E fliegt bereits in China.
Die treibende Kraft hinter dem Schweizer Projekt ist bei H55 der Solar-Impulse-Weltumrunder André Borschberg. Er geht für die Bristell B23 Energic davon aus, dass bereits früh im Jahr 2025 eine Zulassung nach der Zertifizierungsvorschrift CS-23 durch die europäische Flugsicherheitsagentur Easa möglich sein könnte. Diese Norm gilt für 2- bis 19-sitzige Propellerflugzeuge.
Die Akkus sollen für bis zu 1500 Ladezyklen halten. Dann werden sie nicht etwa entsorgt, sondern können für andere Anwendungen, etwa im Automobilbereich, genutzt werden. Ein komplett neuer Akkusatz würde nach jetziger Kalkulation etwa 100 000 Euro kosten.