In drei bis vier Jahren will Swisspod die neue Teströhre fertigstellen. Das Team lässt sich Zeit, um sicherzustellen, dass alle Sicherheitsnormen eingehalten werden. «Bevor wir Menschen zu Testzwecken in der Röhre transportieren, wollen wir rund 500 erfolgreiche unbemannte Tests absolvieren», sagt Tudor.
Auch der in Pueblo entstehende Testtunnel wird kreisrund angelegt. Anders als in Lausanne werden die Teilstücke jedoch nicht aussen miteinander verschraubt. «Wir gestalten die Verbindung mit einer Verschweissung wie bei Ölpipelines – das ist kostengünstiger bei gleicher Dichtigkeit.
Am 20. November wurde in Pueblo ein erstes Teilstück mit einer Länge von 180 Metern offiziell eröffnet. «Mitte nächstes Jahr wollen wir weitere 250 Meter Teststrecke fertigstellen, dann sind es 430 Meter», sagt Denis Tudor. «Nur in China gibt es vielleicht bald einen noch längeren Testtunnel. Indien hat derzeit den zweitlängsten Tunnel mit 422 Metern, es folgen die Niederlande mit 420 Metern. Es ist also kein Zufall, dass wir für die nächste Etappe 430 Meter gewählt haben.»
Damit wird aber erst ein Viertel des Testrings fertig sein. Insgesamt soll die Strecke eine Gesamtlänge von 1,6 Kilometern erreichen. Der Bau ist kapitalintensiv, doch die Mittelbeschaffung läuft. «Zurzeit sind wir in der nächsten Sammelphase», so Tudor. «Vier der gesuchten sieben Millionen Dollar haben wir bereits, und wir sind zuversichtlich, dass wir unser Ziel sehr bald erreichen.» Zudem erhält Swisspod Zuschüsse vom Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).
Weitere Expansionspläne hegt Swisspod auch in Indien, wo Tudor mit der Firma Tutr Hyperloop in Madras südlich von Chennai eine Absichtserklärung unterschrieb. «Die Schweiz und Indien haben ihre strategische Partnerschaft im Transportsektor stetig erweitert», erklärt Tudor. «Wir wollen durch die Zusammenarbeit mit Tutr Hyperloop dazu beitragen, dass der indische Transportsektor durch den Hyperloop innovativer und nachhaltiger wird.»
Deutlich nachhaltiger als die Luftfahrt
Gerade im Bereich der Ökologie sehen viele Mobilitätsexperten Vorteile bei Hyperloop-Systemen. «Sie haben das Potenzial, so umweltfreundlich zu sein wie der Zugverkehr», heisst es in der ersten umfassenden Ökobilanz-Studie, die das Schweizer Paul-Scherrer-Institut (PSI) im September 2024 veröffentlichte.
Wie die Studie ausführt, verursachen Hyperloop-Systeme nur fünf Prozent der Treibhausgase, die ein herkömmliches Flugzeug auf der gleichen Strecke ausstossen würde. «Auch im Vergleich zu E-Kerosin-Flügen gewinnt der Hyperloop deutlich, indem er lediglich ein Viertel der Klimabelastung erzeugt, die ein mit diesem CO2-neutralen Treibstoff betriebener Kurzstreckenflug verursacht.»
Reisen mit dem Hyperloop könnten demnach so schnell sein wie Flugreisen und gleichzeitig so sauber wie der Zugverkehr. Dies gemäss dem PSI jedoch nur, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt seien: Die Auslastung des Hyperloops müsse ähnlich hoch sein wie die der heutigen Fernzüge, vorzugsweise aber höher. Und der Strom für den Betrieb müsse aus Quellen mit geringen Treibhausgasemissionen stammen.
Doch gibt die PSI-Studie zu bedenken, «dass der Hyperloop im Vergleich mit diesen anderen Technologien die bislang am wenigsten entwickelte (Technologie) hat und diese, falls sie weiterverfolgt wird, wahrscheinlich die letzte sein wird, die in Betrieb geht».
Solche Bedenken können auch die Aktivitäten von Swissloop in Zürich und Swisspod in Lausanne, den USA und Indien nicht aus der Welt schaffen. Eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen weltweiten Hyperloop-Forschungsfirmen könnte die Entwicklungsgeschwindigkeit erhöhen. Doch selbst die beiden Schweizer Unternehmen arbeiten nicht eng zusammen.