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CO2 einfach aus der Luft absaugen

CO2 einfach aus der Luft saugen. Foto: PD

Best Practices Partner Inhalt: Boston Consulting Group (BCG)

CO2 einfach aus der Luft absaugen

Das globale Netto-Null-Ziel lässt sich alleine über die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft nicht erreichen. Bis Mitte 2050 müssen zusätzlich jedes Jahr bis zu zwölf Gigatonnen CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden, um die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, so die Prognosen des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC). Die Filterung und Speicherung von CO2 aus der Luft – Direct Air Capture, kurz DAC – wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Die Zürcher Climeworks AG gilt als weltweit führender Anbieter dieser Technologie. Zahlreiche Unternehmen nutzen bereits das Angebot, um einen Teil ihrer Emissionen dauerhaft zu entfernen. Darunter auch Microsoft und Boston Consulting Group (BCG), die zudem eine strategische Partnerschaft mit Climeworks geschlossen haben. Wir haben mit Dr. Christoph Gebald, Gründer und Vorstandsmitglied der Climeworks AG in Zürich, und Dr. Cornelius Pieper, Managing Director und Senior Partner bei BCG, über die Potenziale der innovativen Technologie gesprochen.

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Wie funktioniert das Filtern von CO2 aus der Luft? Und lässt sich dieses Verfahren auch im industriellen Massstab anwenden?

Christoph Gebald: Unsere DAC-Anlagen bestehen aus modularen Kollektoren, die mithilfe von Ventilatoren Umgebungsluft ansaugen. Sie werden ausschliesslich mit erneuerbarer Energie betrieben. Das Filtermaterial in den Kollektoren adsorbiert CO2. Wenn diese Filter gesättigt sind, lässt sich das CO2 durch Erhitzung lösen. Anschliessend wird es verflüssigt und kann so dauerhaft für Tausende von Jahren gespeichert werden, beispielsweise in Basalt- oder Vulkangestein. Das Besondere dabei: Innerhalb von zwei Jahren mineralisiert das CO2 vollständig durch einen natürlichen Prozess, es kann also nicht einfach wieder aus dem Gestein austreten. Hierbei arbeiten wir mit dem isländischen Unternehmen Carbfix zusammen, einem Pionier für die Kohlenstoffspeicherung in Gestein. Als Climeworks vor 13 Jahren gegründet wurde, haben wir im Massstab Milligramm gearbeitet. Heute hat unsere Anlage «Orca» in Island, die weltweit erste kommerzielle Anlage für die Filterung und Speicherung von CO2, eine Kapazität von bis zu 4000 Tonnen CO2 im Jahr. Mit Orca haben wir bereits einen der entscheidendsten Schritte gemacht, um unsere Kapazität zu skalieren. Wir setzen unsere Technologie unter realen Bedingungen ein und sammeln Praxiserfahrung, die in den Bau unserer nächsten Anlage, «Mammut», einfliesst. Mammut ermöglicht mit einer Kapazität von bis zu 36 000 Tonnen die Filterung und Speicherung von CO2 in einer völlig neuen Grössenordnung. Durch die modulare Technologie können wir unsere Kapazität stetig skalieren, um unseren Service in industriellem Massstab anbieten zu können. Unser Ziel ist es, bis 2030 die Kapazität auf ein Megatonnen-Volumen zu erhöhen und bis 2050 Gigatonnen zu erreichen.

BCG hat im vergangenen Jahr eine zehnjährige Partnerschaft mit Climeworks bekannt gegeben. Was waren Ihre Motive?

Cornelius Pieper: Da DAC der Luft physisch CO2 entzieht und damit die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre aktiv senkt, unterscheidet sich dieser Ansatz deutlich und nachweisbar von den herkömmlichen Kohlenstoffkompensationen. Die DAC-Technologie kann so einen ganz wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Voraussetzung hierfür ist aber ein funktionierender Markt für solche Lösungen. Anbieter wie Climeworks brauchen Investoren, um ihre Technologien weiterzuentwickeln und noch leistungsfähiger zu machen. Gleichzeitig müssen sie eine schnell wachsende Nachfrage bedienen. In den vergangenen Monaten hat sich auf diesem Markt sehr viel getan. Nicht nur BCG, sondern auch Unternehmen wie Microsoft, Swiss Re, UBS oder Shopify setzen auf negative Emissionen, um ihre eigenen Klimaziele zu erreichen. Das hat natürlich Signalwirkung. Wir bei BCG nutzen aber nicht nur die Dienstleistung von Climeworks. Im Rahmen unserer Partnerschaft unterstützen wir das Unternehmen zudem, die breitere Einführung und Skalierung von DAC weltweit zu beschleunigen. Die Klimawende wird nur möglich, wenn wir konsequent und schnell saubere Technologien und Verfahren zur Dekarbonisierung einführen. Wir müssen Unternehmen, etablierte genauso wie Start-ups, mit Investitionen, Know-how sowie Nachfrage unterstützen, damit sie saubere Technologien nicht nur entwickeln, sondern auch im grossen Massstab anbieten können.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?

Christoph Gebald: Aktuell haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht: den Sprung vom Start-up zu einem Wachstumsunternehmen. Die Finanzierungsrunde im April von rund 600 Millionen Schweizer Franken macht vieles möglich und ist ein deutlicher Beleg für die Zukunftsfähigkeit unserer Technologie und unseres Geschäftsmodells. Um unser Ziel einer Gigatonnen-Kapazität bis 2050 umzusetzen, brauchen wir aber auch weiterhin die Unterstützung von Investoren. Und damit DAC sein ganzes Potenzial entfalten kann, ist es zudem unerlässlich, die notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das gilt insbesondere für den Ausbau erneuerbarer Energien. Nach konservativen Prognosen sind für DAC ab 2030 jährlich bis zu 25 Gigawatt Wind- und Solarkapazitäten erforderlich. Das entspricht etwa drei Prozent der 2030er-Kapazitäten an sauberem Strom. Um die Qualität der Kohlenstoffentfernung für die Kunden sicherzustellen, brauchen wir darüber hinaus strenge Standards, die messbar sind und für die Klimaberichterstattung etwa nach den Richtlinien der Science Based Targets Initiative geeignet sind. Climeworks und Carbfix haben die weltweit erste Methodik zur Zertifizierung für die Entfernung von Kohlendioxid durch DAC und der unterirdischen Speicherung durch Mineralisierung entwickelt. Diese wurde vom unabhängigen Qualitäts- und Sicherungsunternehmen DNV validiert.

Welche Rolle wird DAC für die Klimawende spielen?

Cornelius Pieper: Wir brauchen ein ganzes Portfolio von Lösungen, die Treibhausgas aus der Atmosphäre entnehmen – sowohl auf natürlicher als auch auf technologischer Basis –, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. Natürlich ist es zunächst entscheidend, Treibhausgasemissionen zu reduzieren oder zu vermeiden. Das wird aber nicht reichen, um die Erwärmung zu stoppen. Deshalb müssen wir CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernen. Die technologiebasierte Lösung von Climeworks, die das Portfolio von naturbasierten Removal-Lösungen ergänzt, wird hier einen grossen Beitrag leisten. Es ist wichtig, saubere Technologien zu fördern – von staatlicher Seite, aber auch durch etablierte Unternehmen. Diese können damit nicht nur die eigenen Emissionen deutlich verringern und ihre erklärten Klimaziele erreichen, sie fördern durch ihre Nachfrage nach kohlenstoffreduzierenden Technologien auch deren weitere Entwicklung. BCG ist Gründungsmitglied der First Mover Coalition, die sich zum Ziel gesetzt hat, Schlüsseltechnologien für die Dekarbonisierung marktfähig zu machen, darunter auch Carbon Removal.

Über die Autoren

Dr. Cornelius Pieper

Managing Director und Senior Partner bei Boston Consulting Group, Global Leader Climate & Sustainability in Industrials

Weitere Informationen auf LinkedIn

Dr. Christoph Gebald

Dr. Christoph Gebald, Co-CEO und Mitgründer der Climeworks AG in Zürich

Weitere Informationen auf LinkedIn

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von BCG im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

Dieser Artikel behandelt folgende SDGs

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, vereinbart von den UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda 2030. Sie decken Themen wie Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Bildung, Geschlechtergleichheit, sauberes Wasser, erneuerbare Energie, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Infrastruktur, Klimaschutz und den Schutz der Ozeane und der Biodiversität ab.

13 - Massnahmen zum Klimaschutz

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