Es gibt aber Regionen auf der Erde, die immer trockener werden.
Wir müssen ausreichende Mengen an Wasser, vorzugsweise Qualitätswasser, für all jene Menschen bereitstellen, die nicht genug davon haben. Das können wir durch den Bau von Kanälen und den Transport von Wasser über grosse Entfernungen erreichen. Das ist nichts Neues, das wurde schon vor Jesus Christus in Mesopotamien gemacht. Eine andere Lösung ist die Entsalzung von Meer- und Brackwasser. Dank der Umkehrosmose sind die Kosten für die Entsalzung in den letzten 20 Jahren von etwa zehn Dollar pro Kubikmeter auf weniger als einen Dollar gesunken. Entsalztes Wasser ist für jedermann erschwinglich, derzeit produzieren etwa 70 Länder, darunter mehrere arme Staaten, auf diese Weise Süsswasser.
Entsalzungsanlagen verbrauchen jedoch viel Energie.
Das stimmt, aber sie verbrauchen immer weniger davon und werden mit erneuerbaren Energien wie Solarenergie oder Erdwärme betrieben. Der Nachteil ist eher ein anderer: Es fallen grosse Mengen an Salz an, mit denen wir nichts anzufangen wissen. Im Persischen Golf, wo die Gewässer relativ flach sind, haben die Entsalzungsanlagen von Kuwait, Dubai, Katar und Saudi-Arabien zu einem Anstieg des Salzgehalts geführt, was Folgen für die Artenvielfalt und die Ökosysteme hat. Anders ist die Situation im Mittelmeer, zum Beispiel an der libanesischen oder spanischen Küste, wo der Meeresboden tiefer ist.
Wie kann der menschliche Druck auf die Wasserressourcen verringert werden?
Eine Möglichkeit ist die Wiederverwendung des Abwassers. Dank einer immer leistungsfähigeren Aufbereitung ist das Wasser aus den Kläranlagen oft für den Verbrauch geeignet. Ein Pionierland ist Singapur, das seit Jahren Abwasser für die Wasserversorgung der Haushalte wiederverwendet. In Europa ist es noch nicht möglich, dieses Wasser für die Lebensmittel- oder Agrarproduktion einzusetzen. Aber das ändert sich jetzt langsam, und das wird die grosse Revolution dieses Jahrhunderts sein.
Die andere grosse Chance ist die Nutzung des Grundwassers, ein relativ unbekanntes Feld. Wir haben riesige Reserven, in Frankreich, der Schweiz und sogar unter der Sahara-Wüste. Die Unesco schätzt, dass wir nur 5 % der unterirdischen Ressourcen nutzen.
Die Schweiz will mehr Staudämme bauen. Ist das die richtige Strategie?
Wir brauchen mehr Reservekapazitäten, damit wir Wasser haben, wenn wir es brauchen. Das ist die Pflicht derjenigen, die regieren. Was würden die Menschen sagen, wenn eine Regierung zum Beispiel nicht genügend Medikamente oder Lebensmittel vorrätig hätte? Das Gleiche gilt für Wasser.