Gibt es unterschiedliche Varianten?
Ja, es gibt zwei Familien von Mpox-Viren, im Fachjargon als Kladen bezeichnet. Klade I zirkuliert in Zentralafrika, Klade II in Westafrika. Klade I gilt wegen der höheren Sterblichkeit als gefährlicher.
Die Lage wird jedoch seit einiger Zeit unübersichtlicher. Denn: Im September letzten Jahres hat sich in der Provinz Kivu im Osten von Kongo-Kinshasa eine neue Variante von Klade I entwickelt, sie wird als Ib bezeichnet. Diese neue Variante ist gemäss ersten Hinweisen leichter übertragbar und führt vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu mehr schweren Erkrankungen als frühere Virus-Verwandte.
Die Mpox-Variante, die im Jahr 2022 um die Welt ging, stammt aus Westafrika, sie gehört somit zur Familie Klade II. Weltweit gibt es immer noch vereinzelte Infektionen damit. Zudem grassiert in Zentralafrika weiterhin die alte Virusvariante der Klade-I-Familie.
Mpox-Viren gelten als sehr stabil, es entstehen also – im Gegensatz zu Corona- und Grippeviren – nur sehr selten neue Virus-Varianten.
Wie werden Mpox-Viren übertragen?
Von Wildtieren können sie via Bisse oder bei der Verarbeitung von erlegten Tieren auf Menschen überspringen. Zwischen Menschen werden sie durch direkten Hautkontakt weitergegeben, aber auch durch den Austausch von grösseren Speicheltropfen zum Beispiel beim Küssen sowie über kontaminierte Betten. Die meisten Ansteckungen geschehen, wenn die Pusteln bei engem Hautkontakt aufplatzen und das enthaltene Sekret in einen Hautriss oder die Schleimhaut einer gesunden Person eindringt. Denn in der winzigen Menge an Pustelsekret sind Millionen aktiver Viren vorhanden.
Laut der WHO sind die Viren auch in Körperflüssigkeiten wie Sperma und Blut enthalten, daher ist auch eine Übertragung durch sexuelle Kontakte möglich. Sex mit Kondom schützt also vor HIV, nicht aber vor Affenpockenviren. Eine Ansteckung durch kleine Aerosole wie bei Corona wurde bisher nicht beobachtet.
Derzeit verbreitet sich Mpox besonders stark in Flüchtlingslagern mit prekären sanitären Bedingungen. Denn im Osten von Kongo-Kinshasa hat ein Krieg mehrere Millionen Menschen vertrieben.
Was sind die Symptome?
Spätestens drei Wochen nach der Infektion treten zuerst sehr unspezifische Symptome auf: Fieber, Kopf- und Halsweh, stark geschwollene Lymphknoten, Muskel- und Rückenschmerzen sowie Schlappheit. Wenige Tage danach entwickelt sich ein Hautausschlag. Zuerst sind es nur leicht erhöhte Pickel. Diese füllen sich mit Sekret und schwellen zu juckenden oder auch schmerzenden Pusteln an. Nach zwei bis drei Wochen trocknen diese aus, und es bilden sich Krusten, die von selber abfallen. 2022 wiesen viele Infizierte auch Läsionen im Mund- und Genitalbereich auf.
Gibt es Impfungen?
Ja, es gibt zwei Impfstoffe gegen Mpox. Einer davon, genannt LC16, wird nur in Japan hergestellt und wurde während der Ausbrüche im Frühling 2022 dort eingesetzt. Der zweite Impfstoff, MVA-BN, kommt von der Firma Bavarian-Nordic. Gemäss Studien weisen zwei Dosen eine Schutzwirkung von rund 80 Prozent auf. Unklar ist, wie lange der Schutz anhält. In Deutschland und der Schweiz ist es derzeit möglich, sich impfen zu lassen. Eine Impfung wird aber nur für Männer, die Sex mit Männern haben, und Transpersonen mit häufig wechselnden männlichen Sexualpartnern empfohlen.
Die grössten Vorräte der Impfstoffe haben momentan Länder wie die USA. Diese haben bereits Impfstoffspenden nach Afrika angekündigt. Die Africa Centres for Disease (CDC) haben vorerst mit Bavarian-Nordic ausgehandelt, dass afrikanische Länder demnächst mehr als 200 000 Dosen der Vakzine bekommen. Um die Ausbreitung effektiv einzudämmen, brauchte es in Kongo-Kinshasa und den angrenzenden Ländern laut dem Generaldirektor der Africa CDC aber mehrere Millionen Vakzine. Laut Tim Nguyen von der WHO stehen derzeit insgesamt 500 000 Impfdosen vom MVA-BN-Impfstoff zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe.
Herausfordernd werden sowohl die Finanzierung als auch die Durchführung einer Impfkampagne, da sich die Epidemie zum Teil in einem Kriegsgebiet abspielt.
Auch der klassische Impfstoff gegen die Menschenpocken ist gegen Mpox wirksam. Dieser wird wegen der häufigen Nebenwirkungen aber nicht als Schutz gegen Mpox verimpft. Wer vor 1970 geboren wurde, kann aber in seinem Impfausweis nachschauen, ob noch ein Impfschutz durch eine alte Pockenimpfung besteht.
Wie häufig sind schwere Erkrankungen?
Selten. In der Regel heilt eine Mpox-Erkrankung inklusive der Hautläsionen nach zwei bis drei Wochen ab. Doch es können sich an aufgeplatzten Pusteln Abszesse und in der Folge bakterielle Infektionen entwickeln. Sind die Augen betroffen, kann es zu Hornhautschäden oder gar Sehverlust kommen. Bei Kindern und immungeschwächten Personen kann es zu einem tödlichen Organversagen kommen.
An Viren der zentralafrikanischen Klade I sterben in Afrika ungefähr 1 bis 5 von 100 erkrankten Erwachsenen und bis zu 10 von 100 infizierten Kindern. Allerdings ist die Dunkelziffer an Infizierten gerade in Zentralafrika sehr hoch. Daher kann man nicht genau sagen, wie hoch die Sterblichkeitsrate wirklich ist. An den Mpox-Viren aus Westafrika sterben in Afrika hingegen «nur» 1 bis 3 von 100 Patienten.
Bei dem weltweiten Ausbruch von Mpox 2022 mit knapp 90 000 entdeckten Infektionen kam es zu 140 Todesfällen. Das entspricht einer Quote von nur 1,5 auf 1000 Patienten.
Gibt es Medikamente?
Nein, bis jetzt gibt es keine Therapie, die nachweislich gegen Mpox wirksam ist.
Verschiedene Medikamente, welche gegen die Menschenpocken wirken, könnten womöglich auch bei Mpox helfen. Zu den meisten fehlen bis jetzt jedoch ausreichende Studien.
In einer neuen Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde wurde die Wirksamkeit des Medikaments Tecovirimat getestet. Dazu wurden rund 600 Personen untersucht, die an der Klade-I-Variante des Mpox-Virus erkrankt waren. Die Behandlung konnte die Dauer der Symptome nicht verringern. Im Rahmen der Studie sind jedoch sowohl in der behandelten Gruppe als auch in der Placebo-Gruppe weniger als 2 von 100 erkrankten Menschen gestorben. Das sind weniger, als die offiziellen Sterblichkeitsraten erwarten liessen. Das deutet darauf hin, dass bereits eine Betreuung im Krankenhaus mit Zugang zu genügend Wasser und Nahrungsmitteln und guter Überwachung die Überlebenschancen deutlich erhöht.
Worauf sollten Reisende nun verstärkt achten?
Wer in die betroffenen Gebiete in Afrika reist, kann sich mit einfachen Mitteln schützen. Dazu gehört in erster Linie, engen Hautkontakt und sexuelle Kontakte möglichst zu meiden. Das gilt insbesondere, wenn das Gegenüber Hautausschläge oder Läsionen hat.
Gibt es Gründe dafür, dass jemand ein erhöhtes Ansteckungsrisiko fürchtet, kann man sich auch präventiv impfen lassen. Das trifft vor allem auf Menschen zu, die aus beruflichen Gründen in das Ausbruchsgebiet reisen, beispielsweise Gesundheitspersonal.
Ausserhalb Zentralafrikas gibt es bis jetzt (Stand 6. November 2024) nur wenige bekannte Infektionen mit der neuen Mpox-Variante. Reisende in andere Regionen des Kontinents müssen daher momentan keine besonderen Vorkehrungen treffen. Selbst bei Reisen nach Kongo-Kinshasa schätzt das deutsche Auswärtige Amt das Risiko einer Ansteckung derzeit als gering ein.
Droht eine neue Pandemie?
Nein, Forscher gehen bis jetzt nicht davon aus, dass es zu einer Pandemie mit Mpox-Viren kommen wird. Dafür sprechen verschiedene Argumente.
Da die Ausbreitung nur über engen Haut- oder Sexualkontakt stattfindet und nicht über die Luft, können Übertragungen deutlich einfacher verhindert werden, als das bei Sars-CoV-2 der Fall ist. In Europa leben selten viele Menschen auf engem Raum zusammen, was die Ausbreitung hier zusätzlich verlangsamen dürfte. Es braucht jetzt aber Wachsamkeit, damit erste Infektionen schnell erkannt werden können und das Umfeld der Betroffenen geimpft und überwacht werden kann.
Hinzu kommt, dass die Mpox-Viren weniger schnell mutieren als Coronaviren. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass häufig neue Varianten entstehen, die besser übertragbar sind oder der Impfung entgehen.
Während des Mpox-Ausbruchs im Frühjahr 2022 wurden aus Deutschland insgesamt 3800 Fälle vermeldet, aus der Schweiz weniger als 600. Bei den Betroffenen handelte es sich vorwiegend um Männer, die Sex mit Männern hatten. Todesfälle wegen Mpox gab es in beiden Ländern nicht.