Die Energieversorgung wird ein Teil der gestalterischen Umwelt. Sie wird deshalb nicht nur von Ingenieuren errechnet, sondern auch von Architekten und Designern geformt. Nur so kann sie von der Bevölkerung akzeptiert und in unser Leben eingebunden werden. Im Vordergrund stehen deshalb nicht mehr nur Fragen nach Kilowattstunden, Energieeffizienz und Leitfähigkeit. Es geht auch um die Benutzerfreundlichkeit und die gute Form.
Zeitalter des Solarpunk
Jede Energie-Ära bringt eine eigene ästhetische Strömung mit sich. In den 1920er Jahren kam mit den ersten Automobilen das Streamline-Design auf, dessen Kurven der Aerodynamik folgten. Nach dem Zweiten Weltkrieg orientierte sich das Space-Age an den Materialien, die die Raumfahrt hervorgebracht hatte. Und nach der Ölkrise von 1973 begann die Architektur mit Solarmodulen zu experimentieren.
Heute imaginieren manche Architekten eine Energie-Baukultur mit dem Übernamen Solarpunk. Darin werden Aspekte von Science-Fiction und Cyber-Punk mit einem Techno-Futurismus rund um Solarkraft und Elektromobilität kombiniert: «Blade Runner»-Ästhetik nicht als düstere Dystopie, sondern als besonnte und begrünte Utopie.
Wie die Bauten der Zukunft aussehen, ist heute aber so offen wie schon lange nicht mehr. Es ist die Zeit gewagter Entwürfe und grosser Visionen, die viele Fragen aufwerfen. Die meisten spekulativen Ideen werden an der Realität scheitern. Dennoch erfüllen sie eine Funktion: Sie zeigen auf, dass neue Formen möglich sind. Design als Katalysator.
Viele neue Projekte stammen aus dem Hightech-Bereich. Photovoltaikzellen sollen direkt ins Gewebe eingearbeitet werden, Miniatur-Windkraftanlagen sollen Strassenlaternen versorgen. Und eine Kochstation könnte mit aus dem Solarstrom erzeugten Wasserstoff betrieben werden.