Wochenfokus - Editorial Team
Wie schädlich sind unsere Ferien?
Wir Schweizer:innen verreisen gerne und oft. Am liebsten besuchen wir Ziele wie London, Mallorca oder Kreta. Dabei nutzen wir oft das Flugzeug und schlafen im Hotel. Doch welche Folgen hat dies für die Umwelt?
Bild: PD
4. Juli 2022
Einzig die Norweger und die Finnen gehen mehr in die Ferien als wir. Laut Eurostat verreisen 89 Prozent der Schweizer mindestens einmal im Jahr. Wir wollen die Welt entdecken, merken aber nicht, wie wir sie dadurch schädigen. Ein zweiwöchiger Thailand-All-inclusive-Trip alleine schüttet laut WWF schon fast 4,5 Tonnen Co2 aus, ähnlich steht es mit einer Karibik-Kreuzfahrt oder etwa einem Wohnwagen-Roadtrip durch die USA. Eine Woche Tauchferien in Ägypten oder eine achttägige Mittelmeer-Schiffsreise verbrauchen rund 1 Tonne Co2 – also praktisch das gesamte jährliche Co2-Budget. Denn: Bis spätestens 2050 müssen wir auf unter 1 Tonne Treibhausgas-Emission pro Person und Jahr kommen, damit wir die Ziele der Pariser Klimakonferenz erreichen und die Erderwärmung auf unter 2 Grad halten können.
Transportmittel wie Flugzeuge oder Fähre stossen dabei enorm viel Kohlenstoffdioxid aus. Vor Ort lassen wir es uns gerne gut gehen und frönen dem Konsum. Reisebüros und Tour Operator betonen zwar, dass es falsch wäre, weit entfernte Ferien grundsätzlich zu verteufeln. Hotelplan beispielsweise erklärt: «Nachhaltigkeit hat nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische und soziale Komponente.» Der Tourismus unterstütze die lokale Wirtschaft, sorge für den Erhalt von Sehenswürdigkeiten und helfe, andere Kulturen besser zu verstehen. Doch: Wie viel darf diese Horizonterweiterung unseren Planeten kosten?
Von Flugscham und Zugstolz
Der entscheidende Faktor beim Reisen: Wie kommen wir hin und zurück? Hier läppern sich die Emissionen. Leider ist die Schweizer Bevölkerung versessen aufs Fliegen, obwohl hierzulande die Fliegerei bereits für über 20 Prozent der Klimaerwärmung verantwortlich ist. Wie sieht es also mit alternativen Transportmitteln aus?
- Fähre
Schockierend: Laut Naturschutzbund stösst ein Kreuzfahrtschiff pro Tag so viel Co2 aus wie fast 84'000 Autos, so viel Stickoxide wie etwa 421 Autos und etwa so viel Feinstaub wie über 1 Million Autos. Für Asthmatiker:innen und Lungenkranke ist das ziemlich gefährlich.
- Bus oder Zug
Der Fernlinienbus ist aktuell das umweltschonendste Verkehrsmittel laut WWF. Der Unterschied zum Zug ist allerdings eher gering. Erfreuliche Nachrichten an dieser Stelle: Das Bahnreisen-Angebot und gerade die Nachtzug-Verbindungen werden stetig ausgebaut.
- Auto
Das Auto ist im Vergleich zum öffentlichen Verkehr (ÖV) das deutlich schlechtere Transportmittel, die Co2-Emissionen sind etwa fünfmal höher. Immerhin: je mehr Personen mitfahren, desto besser.
Wo schläft es sich am ökologischsten?
Bei den Unterkünften stehen wir meist vor einer breiten Auswahl. Das Hotel mag dabei am bequemsten sein und ist noch immer die beliebteste Option. Airbnb und Co. holen aber deutlich auf. Sharing-Angebote sind grundsätzlich umweltfreundlicher, gerade weil sie nicht extra Platz in Anspruch nehmen und auch nicht täglich gereinigt werden. Ausserdem gibt es da wohl auch kein Hotelbuffet, keinen beheizten Pool oder viele kleine Wegwerfprodukte. Wobei sogenannte Eco-Hotels hier zeigen, dass es auch anders geht – mehr dazu im Verlauf der Woche.
Ferien und Erholung müssen sein, aber nicht zulasten der Umwelt. Alternativen in Erwägung zu ziehen, ist der erste Schritt. Und was sich nicht vermeiden lässt, kann man immerhin kompensieren.
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Fussnote
Reiseplanung und Kompensator
Mit rome2rio kann man seine Reise umfassend planen und vergleichen. Und mit myclimate lassen sich die Trips ganz einfach berechnen und kompensieren.
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