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Junge Frau in einem Modegeschäft, die ein Oberteil auf dem Kleiderbügel aufmerksam prüfend in der Hand hält, im Hintergrund weitere Kundinnen und Kleiderständer.
Junge Frau in einem Modegeschäft, die ein Oberteil auf dem Kleiderbügel aufmerksam prüfend in der Hand hält, im Hintergrund weitere Kundinnen und Kleiderständer.

Nicht jede Entscheidung muss im Kauf enden: Teilen, Leihen oder Tauschen sind echte Alternativen. Bild: Adobe Stock

Produktion & Konsum Partner Inhalt: One Planet Lab

Freiheit neu denken: Bewusst leben statt immer mehr besitzen

Je mehr wir uns leisten können, desto freier sind wir – so lautet die unausgesprochene Maxime moderner Konsumgesellschaften. Doch Studien zeigen: Mehr Besitz macht nicht zufriedener.

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Freiheit neu denken: Bewusst leben statt immer mehr besitzen

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Seit Jahrzehnten gilt wirtschaftliches Wachstum als Garant für Wohlstand – und grenzenloser Konsum als Ausdruck individueller Freiheit. Die Möglichkeit, immer mehr zu erwerben, wird als Zeichen von Selbstbestimmung verstanden. Doch das berühmte Easterlin-Paradox stellte dieses Verständnis schon in den 1970er-Jahren infrage: Der US-Ökonom Richard Easterlin zeigte, dass das Glücksniveau einer Bevölkerung ab einem bestimmten Einkommensniveau nicht weiter steigt – selbst wenn die Einkommen weiter wachsen. Sind die grundlegenden Bedürfnisse gedeckt, macht zusätzlicher Konsum Menschen nicht zufriedener. In den westlichen Gesellschaften wurde dieses Konsumniveau bereits Mitte der 1970er-Jahre erreicht.

Dies offenbart eine zentrale Einsicht: Mehr zu haben bedeutet nicht automatisch, zufriedener zu sein. Und es bedeutet auch nicht, mehr Freiheit zu haben. Denn wer immer mehr konsumiert, bindet sich an Verpflichtungen – an Arbeit, an Einkommen, an Besitz. Was als Ausdruck von Unabhängigkeit beginnt, kann schnell zu einem System wechselseitiger Abhängigkeiten werden: vom Einkommen, vom Markt, von Erwartungen.

«Wer immer mehr erwartet, muss immer mehr leisten – und verliert damit Freiraum.»

Leonard Creutzburg

Co-Leiter One Planet Lab

Freiheit, verstanden als Möglichkeit, alles tun und haben zu können, führt so zu einer Form von Unfreiheit. Denn sie kann zur Belastung werden: Wer immer mehr erwartet, muss immer mehr leisten – und verliert damit den Freiraum, den Freiheit eigentlich verspricht. Wer aber lernt, mit weniger auszukommen, gewinnt Handlungsspielraum zurück – und damit echte Freiheit.

Genügsamkeit wird im öffentlichen Diskurs oft als Verzicht gedeutet. Doch Verzicht impliziert Mangel, während Genügsamkeit eine bewusste Entscheidung ist – ein Ausdruck von Souveränität. Genügsame Menschen wählen, was ihnen genügt, statt alles zu wollen. Diese Haltung beruht auf Selbstbestimmung – und sie bedeutet, sich nicht von äusseren Anreizen treiben, sondern von inneren Werten leiten zu lassen.

Diese Perspektive ist auch für die Schweiz zentral. Die Diskussion um nachhaltigen Konsum wird meist technisch geführt – es geht um Effizienz und neue Technologien. Doch eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht mehr als technische Lösungen: Sie braucht eine neue Kultur der Genügsamkeit, die Freiheit nicht am Konsum misst, sondern an der Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

«Verzicht impliziert Mangel, während Genügsamkeit eine bewusste Entscheidung ist.»

Leonard Creutzburg

Co-Leiter One Planet Lab

In der Praxis zeigt sich, dass Genügsamkeit vielfältige Formen annehmen kann – individuell, institutionell und gesellschaftlich. Individuell heisst sie: weniger besitzen und mehr teilen. Institutionell bedeutet sie: Rahmenbedingungen schaffen, die ressourcenschonendes Verhalten erleichtern – etwa indem Dinge gemeinsam genutzt werden können, Wege im Alltag kürzer werden und Preise so gestaltet sind, dass umweltfreundliche Entscheidungen nicht teurer sind. Gesellschaftlich heisst sie: ein Verständnis von Erfolg fördern, das auf Lebensqualität und Sinn beruht – und nicht auf Wachstum und Quantität.

Die Schweiz hat hierfür gute Voraussetzungen: Mit ihrer stabilen Demokratie, soliden staatlichen Institutionen und ihrem ausgeprägten Gemeinsinn könnte sie zu einem Vorreiter einer neuen Freiheitskultur werden, die sich ausdrücklich dem Genug zuwendet.

Genügsamkeit ist die Weiterentwicklung von Freiheit. Sie ermöglicht Unabhängigkeit von Überfluss, Werbung und Konsumdruck. Sie schenkt Zeit, Ruhe und Selbstbestimmung – Qualitäten, die viele Menschen heute vermissen. Wahre Freiheit entsteht nicht durch das ständige Mehr, sondern durch das bewusste Genug. Eine Gesellschaft, die das erkennt, gewinnt an Stärke und Resilienz – und denkt Freiheit neu.

Deklaration: Dieser Inhalt wurde von One Planet Lab im Rahmen der Partnerschaft mit Sustainable Switzerland selbst erstellt.

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